Konjunktur in Österreich kommt wieder in Schwung. Die österreichischen Mittelständler sind im Herbst 2016 zufriedener mit ihrer Situation als vor einem Jahr. Lage- und Erwartungsindizes aller vier Hauptwirtschaftsbereiche liegen im positiven Bereich.

Den bedeutendsten Aufwärtstrend erlebte in den letzten Monaten die Baubranche. Sie erzielte in allen Bereichen wesentlich bessere Ergebnisse als noch vor einem Jahr. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die durch die niedrigen Zinsen begünstigte höhere Bautätigkeit in Österreich.

Der erhoffte Anstieg des privaten Konsums infolge der Steuerreform, die den Verbrauchern mehr Geld auf dem Konto bescherte, bleibt jedoch bis-lang aus. Die österreichischen Konsumenten halten ihre Geldbörsen weiter geschlossen.

Ob die Konjunkturkurve weiterhin aufgerichtet bleibt und sich die österreichische Wirtschaft dauerhaft belebt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Der Brexit, die anstehende Erhöhung der Nahrungsmittelpreise und die hohe Arbeitslosigkeit sorgen für Verunsicherung bei Wirtschaft und Verbrauchern.

Derzeit notiert der Index bei stolzen plus 7,9 Punkten, während er im Herbst des Vorjahres lediglich knapp über der Null-Prozent-Marke (plus 0,1 Punkte) lag. Bereits im Frühjahr deutete sich der Aufwärtstrend zart mit einem Ergebnis von plus 2,3 Punkten an. Alle Branchen erzielten im Herbst dieses Jahres einen positiven Indexwert und konnten allesamt ihr Vorjahresergebnis toppen. Spitzenreiter ist hier der Handel mit plus 9,9 Punkten (Vorjahr: minus 1,6 Punkte), gefolgt vom Verarbeitenden Gewerbe (plus 8,7 Punkte; Vorjahr: plus 5,2 Punkte) und der Dienstleistungsbranche (plus 8,5 Punkte; Vorjahr: plus 5,7 Punkte). Abgeschlagen auf dem letzten Platz findet sich dagegen die Baubranche mit plus 2,4 Punkten (Vorjahr: minus 10,9 Punkte), bei der sich jedoch die Stimmung im Jahresverlauf am deutlichsten verbessert hat. Und zwar um 13,3 Zähler. Ein ähnlich hoher Stimmungszuwachs findet sich mit 11,5 Zählern beim Handel.

Das Creditreform Klimabarometer basiert auf einer Umfrage unter mittelständischen Betrieben in Österreich. Der Index setzt sich zusammen aus den Einschätzungen der Befragten zum eigenen Betrieb, zur eigenen Branche sowie zur konjunkturellen Lage allgemein. Dabei fließen in die Gesamtbewertung des Konjunkturklimas sowohl die Äußerungen zur aktuellen Lage als auch zur zu-künftigen Entwicklung ein. Aus den positiven und negativen Antworten werden jeweils Salden gebildet, die wiederum die Berechnungsgrundlage für den Gesamtindex bilden. Das Klimabarometer zielt in erster Linie auf die Stimmung im Mittel-stand ab. Dagegen wird in Abschnitt Zwei gezielt auf die Entwicklung von Umsatzzahlen, Auftragseingängen und der Personalsituation eingegangen.

Lageindex wesentlich besser als vor Jahresfrist
Der Lageindex des österreichischen Mittelstands konnte im Jahresverlauf ordentlich zulegen und erreicht heuer einen Wert von plus 9,7 Punkten und damit 7,9 Zähler mehr als der Vorjahreswert (plus 1,8 Punkte). Am positivsten beurteilt das Verarbeitende Gewerbe seine aktuelle Geschäftslage (plus 12,8 Punkte; Vorjahr: plus 6,3 Punkte) – Handel (plus 10,7 Punkte; Vorjahr: minus 0,5 Punkte) und Dienstleistung (plus 10,1 Punkte; Vorjahr: plus 7,3 Punkte) liegen nur wenig dahinter. Den größten Zuwachs an Optimisten gab es bei der Baubranche – hier kletterte der Wert von minus 7,6 Punkten um 12,2 Zähler auf aktuell plus 4,6 Punkte. Im Gegensatz zum Herbst 2015 liegen damit alle Lageindizes im positiven Bereich.

Erwartungsindex verbessert
Waren die Geschäftserwartungen der österreichischen Mittelständler im Herbst des vergangenen Jahres noch mehrheitlich negativ, so schaut man derzeit recht zuversichtlich auf die kommenden Monate. Der Erwartungsindex erzielt heuer einen Wert von plus 6,1 Punkten (Vorjahr: minus 1,7 Punkte) und erreicht damit 7,8 Zähler mehr als vor einem Jahr. Die Erwartungsindizes der Hauptwirtschaftsbereiche liegen aktuell im positiven Be-reich. Das beste Ergebnis erzielt der Handel mit plus 9,0 Punkten (Vorjahr: minus 2,7 Punkte), auch die Dienstleistungsbranche kommt mit plus 7,0 Punkten (Vorjahr: plus 4,1 Punkte) auf einen guten Wert. Etwas skeptischer ist die Erwartungshaltung beim Verarbeitenden Gewerbe (plus 4,8 Punkte; Vorjahr: plus 4,2 Punkte), hier liegt man kaum über dem Vorjahresniveau. Wie bereits bei der Geschäftslage, so hat die Baubranche auch bei den Geschäftserwartungen den größten Stimmungsaufschwung geschafft – von minus 13,9 Punkten im Herbst 2015 auf heuer plus 0,3 Punkte und damit um 14,2 Zähler.

Positive Auftragssalden in allen Branchen
Die Auftragslage des österreichischen Mittelstands hat sich binnen Jahresfrist spürbar verbessert. Nach drei Jahren im negativen Bereich konnte sich der Auftragssaldo wieder auf einen guten Wert von plus 5,7 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 6,2 Prozentpunkte) und damit um 11,9 Zähler steigern. Alle Wirtschaftsgruppen melden derzeit einen positiven Auftragsaldo, der – bis auf die Dienstleistungsbranche – deutlich über dem Vor-jahreswert liegt. Im Herbst 2016 freut sich jeder vierte mittelständische Betrieb in Österreich über ein höheres Auftragsaufkommen (25,3 Prozent; Vorjahr: 23,5 Prozent), während jeder fünfte (19,6 Prozent; Vorjahr: 29,7 Prozent) über weniger Auftragseingänge klagt. Den besten Saldo im Branchenvergleich erzielen der Handel mit plus 8,0 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 8,3 Prozentpunkte) sowie die Dienstleistungsbranche (plus 7,3 Prozentpunkte; Vorjahr: plus 11,4 Prozentpunkte). Die Werte der Baubranche (plus 2,6 Prozentpunkte; Vorjahr: minus 31,7 Prozentpunkte) und des Verarbeitenden Gewerbes (plus 2,3 Prozentpunk-e; Vorjahr: minus 1,0 Prozentpunkte) fallen im Vergleich recht bescheiden aus. Am positivsten entwickelte sich die Situation bei der Baubranche: Hier betrug der Auftragssaldo aus gestiegen und gesunken vor Jahresfrist noch minus 31,7 Prozentpunkte. Dieses Ergebnis ist vor allem darauf zurückzuführen, dass im Herbst des Vorjahres fast die Hälfte aller Baubetriebe (48,0 Prozent) ein Auftragsminus verkraften musste – derzeit sind es dagegen nur noch 21,8 Prozent der Befragten. Der Anteil der Baubetriebe mit Auftragssteigerungen ist im Jahresverlauf leicht gestiegen (24,4 Prozent; Vorjahr: 16,3 Prozent).

Handel am zuversichtlichsten
Trotz der aktuell guten Auftragslage überwiegt im österreichischen Mittelstand beim Blick in die Zukunft die Skepsis. Der Erwartungssaldo liegt im dritten Jahr in Folge mit minus 0,7 Prozentpunkten im negativen Bereich. Nach dem Vorjahrestief von minus 13,8 Prozentpunkten ist der aktuelle Wert ein gutes Ergebnis. Derzeit rechnen 18,4 Prozent (Vorjahr: 14,0 Prozent) der Betriebe mit Auftragssteigerungen und auf der anderen Seite 19,1 Prozent (Vorjahr: 27,8 Prozent) mit Auftragsrückgängen. Am zuversichtlichsten schaut derzeit der Handel in die Zukunft: 24,0 Prozent der Befragten gehen von einem Auftragsplus aus (Vorjahr: 16,5 Prozent) und 14,0 Prozent (Vorjahr: 28,6 Prozent) von einem Auftragsminus. Somit liegt der Erwartungssaldo bei plus 10,0 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 12,1 Prozentpunkte). Die Wirtschaftsgruppen Verarbeitendes Gewerbe und Bau erzielten dagegen einen Negativ-Saldo. Besonders hoch fiel dieser beim witterungsabhängigen Baugewerbe mit minus 32,1 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 42,8 Prozentpunkte) aus.

Angebotspreise erholen sich
Per Saldo sind die Angebotspreise der österreichischen mittelständischen Betriebe auch im Herbst 2016 im vierten Jahr in Folge gesunken. Allerdings ist in diesem Jahr ein leichter Aufwärtstrend zu spüren, da der Saldo aus gestiegen und gesunken aktuell bei minus 7,6 Prozentpunkten und damit 10,0 Zähler über dem Vorjahresergebnis (minus 17,6 Prozentpunkte) liegt. So berichteten 11,1 Prozent der befragten Mittelständler, dass sie höhere Preise beim Kunden durchsetzen konnten (Vorjahr: 10,8 Prozent), während 18,7 Prozent der Befragten Preisnachlässe gewähren mussten (Vorjahr: 28,4 Prozent). Während Dienstleistungen (Saldo: minus 4,4 Prozentpunkte; Vorjahr: minus 4,9 Prozentpunkte) und Handel (Saldo: minus 4,7 Prozentpunkte; Vorjahr: minus 14,3 Prozentpunkte) noch recht glimpflich davon kamen, hatten Baugewerbe (Saldo: minus 11,6 Prozentpunkte; Vorjahr: minus 42,8 Prozentpunkte) und Verarbeitendes Gewerbe (Saldo: minus 14,1 Prozentpunkte; Vorjahr: minus 13,6 Prozentpunkte) spürbar unter Preisrückgängen zu leiden: Beim Verarbeitenden Gewerbe konnten sich lediglich 4,7 Prozent der Befragten über höhere Angebots-preise freuen (Vorjahr: 8,2 Prozent), während im selben Zeitraum 18,8 Prozent der Betriebe über sinkende Angebotspreise klagten (Vorjahr: 21,8 Prozent). Bei der Dienstleistungsbranche sah die Bilanz dagegen besser aus: 11,7 Prozent der Betriebe meldeten höhere Angebotspreise (Vorjahr: 12,2 Prozent) und 16,1 Prozent geringere (Vorjahr: 17,1 Prozent).

Erwartungen besser als vor Jahresfrist
Auch bei den Erwartungen macht sich unter den österreichischen Mittelständlern im Vergleich zum Herbst 2015 wieder mehr Optimismus breit. Lag der Erwartungsindex vor einem Jahr noch bei minus 6,0 Prozentpunkten, so sind es heuer nur noch minus 1,2 Prozentpunkte. Derzeit prognostizieren 12,4 Prozent der befragten Betriebe eine positive Preisentwicklung (Vorjahr: 12,5 Prozent) und 13,6 Prozent befürchten einen weiteren Preisverfall (Vorjahr: 18,5 Prozent). Dabei geben sich die Branchen Dienstleistung und Handel recht zuversichtlich: Bei der Dienstleistungsbranche rechnen derzeit 12,4 Prozent der mittelständischen Unternehmen mit steigenden Preisen (Vor-jahr: 16,3 Prozent) und 10,2 Prozent stellen sich auf sinkende Preise ein (Vorjahr: 8,1 Prozent). Der Erwartungssaldo beträgt somit plus 2,2 Prozentpunkte (Vorjahr: plus 8,2 Prozentpunkte). Der Handel erzielt einen Erwartungssaldo von derzeit plus 0,7 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 9,8 Prozentpunkte). Die Salden der Baubranche (minus 9,0 Prozentpunkte; Vorjahr: minus 27,5 Prozent-punkte) sowie des Verarbeitenden Gewerbes (minus 2,4 Prozentpunkte; Vorjahr: plus 1,8 Prozentpunkte) liegen dagegen im negativen Bereich.

Alle Umsatzusalden im positiven Bereich
Analog zur Auftragslage hat sich beim österreichischen Mittelstand auch die Umsatzlage im Herbst 2016 verbessert. Schien es vor einem Jahr noch so, als würde der Umsatzsaldo wieder ins Minus rutschen, so legte er binnen eines Jahres kräftig um 11,1 Zähler zu, sodass der aktuelle Wert plus 11,1 Prozentpunkte beträgt (Vorjahr: 0,0 Prozent-punkte). Derzeit meldet jedes dritte Unternehmen (31,3 Prozent; Vorjahr: 26,9 Prozent) ein Umsatz-plus und jedes fünfte (20,2 Prozent; Vorjahr: 26,9 Prozent) ein Umsatzminus. Am zufriedensten zeigt sich im Herbst dieses Jahres der Handel mit der Umsatzentwicklung: Hier konnten sich im Branchenvergleich die meisten Firmen über stei-ende Umsätze freuen (38,7 Prozent; Vorjahr: 30,8 Prozent) und die wenigsten (18,7 Prozent; Vorjahr: 30,1 Prozent) mussten sinkende Umsätze verkraften. Der Umsatzsaldo beträgt somit plus 20,0 Prozentpunkte (Vorjahr: plus 0,7 Prozent-punkte). Auf dem letzten Platz befindet sich die Baubranche, deren Umsatzsaldo sich allerdings um 24,0 Zähler von minus 21,5 Prozentpunkte auf heuer plus 2,5 Prozentpunkte erhöhte und damit im Jahresverlauf den größten Wertzuwachs erzielte. So konnten sich im Herbst dieses Jahres 25,6 Prozent der befragten Bauunternehmen über ein höheres Umsatzaufkommen freuen (Vorjahr: 17,3 Prozent), während 23,1 Prozent über geringere Umsätze klagten (Vorjahr: 38,8 Prozent).

Handel rechnet mit Umsatzplus
Die Umsatzerwartungen der mittelständischen Betriebe in Österreich sind spürbar optimistischer als noch im Herbst 2015. Derzeit beträgt der Erwartungssaldo plus 4,7 Prozentpunkte, während er vor einem Jahr noch bei minus 11,0 Prozent-punkten lag. Für die kommenden Wochen rechnen 23,8 Prozent (Vorjahr: 17,2 Prozent) der österreichischen Mittelständler mit einem Umsatz-plus und 19,1 Prozent (Vorjahr: 28,2 Prozent) befürchten ein Umsatzminus. Wie schon bei der aktuellen Umsatzlage haben Handel und Bau das beste bzw. schlechteste Ergebnis aller vier Hauptwirtschaftsbereiche. Der Handel erzielt einen Erwartungssaldo von plus 18,0 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 5,3 Prozentpunkte), da 30,7 Prozent der Befragten (Vorjahr: 23,3 Prozent) mit steigenden Umsätzen kalkulieren, während 12,7 Prozent der Handelsunternehmen sinkende Umsätze befürchten (Vorjahr: 28,6 Prozent). Mit einem Erwartungssaldo von minus 28,3 Prozent liegt der Bau als einzige Branche im negativen Bereich, angesichts des Vorjahresergebnisses zeigt sich hier jedoch die immense Steigerungsfähigkeit des Baugewerbes: Und zwar innerhalb eines Jahres um 18,7 Zähler (Vorjahr: minus 47,0 Prozentpunkte). Naturgemäß blickt das witterungsabhängige Baugewerbe ohnehin nicht zuversichtlich auf die kalte Jahreszeit. Daher glauben derzeit lediglich 3,8 Prozent der Baubetriebe (Vorjahr: 2,0 Prozent), dass ihre Umsätze steigen werden, wohingegen 32,1 Prozent sinkende Umsätze befürchten (Vorjahr: 49,0 Prozent).

Kein Beschäftigungszuwachs im nächsten halben Jahr
Dass es mit der Konjunktur im österreichischen Mittelstand wieder aufwärts geht, belegt die hohe Einstellungsfreude der Betriebe im Herbst dieses Jahres. Nach zwei Jahren im negativen Bereich legte der Personalsaldo im Jahresverlauf ordentlich um 16,7 Zähler zu und erreicht aktuell einen Wert von plus 9,6 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 7,1 Prozentpunkte). Derzeit gibt jedes vierte mittelständische Unternehmen (23,6 Prozent; Vorjahr: 15,5 Prozent) an, neue Arbeitsplätze geschaffen zu haben, während lediglich jedes siebte (14,0 Prozent; Vorjahr: 22,6 Prozent) von einer Verkleinerung seiner Personaldecke berichtet. In den einzelnen Hauptwirtschaftsgruppen verlief die Entwicklung recht unterschiedlich, alle konnten jedoch ihre Vorjahresergebnisse verbessern. Wie bereits im vergangenen Herbst, so er-zielte auch in diesem Jahr die Dienstleistungsbranche mit plus 20,5 Prozentpunkten den besten Personalsaldo (Vorjahr: plus 8,1 Prozentpunkte). Knapp jedes dritte Dienstleistungsunternehmen (31,4 Prozent; Vorjahr: 21,1 Prozent) erhöhte im Herbst dieses Jahres seinen Personalstock und liegt damit an erster Stelle bei den Neueinstellungen im Branchenvergleich. Auf der anderen Seite musste nur jeder neunte Dienstleister (10,9 Prozent; Vorjahr: 13,0 Prozent) seine Mitarbeiterzahl verringern. Lediglich beim Handel war der Anteil mit 10,7 Prozent (Vorjahr: 24,8 Prozent) kleiner. Demgegenüber haben in den letzten Wochen nahezu doppelt so viele Baufirmen ihre Personal-decke verkleinert (21,8 Prozent; Vorjahr: 29,6 Prozent). Erhöht hat sich dagegen der Anteil der Baubetriebe, die ihren Personalbestand aufgestockt haben, von 9,2 Prozent im Vorjahr auf heu-er 14,1 Prozent. Damit liegt der Personalsaldo mit minus 7,7 Prozent zwar als einziger bei den vier Hauptwirtschaftsgruppen weiterhin im negativen Bereich, aber nach einem Vorjahreswert von minus 20,4 Prozentpunkten ist dies ein spürbar positiveres Ergebnis.

Per Saldo aus aufstocken und verkleinern wird die Zahl der Beschäftigten im österreichischen Mittel-stand im nächsten halben Jahr nicht zunehmen. Damit bleibt der Erwartungssaldo im sechsten Jahr in Folge im negativen Bereich. Der Personalrückgang dürfte jedoch nicht so gravierend ausfallen wie im Vorjahr. Nach minus 18,3 Prozentpunkten im Herbst 2015 beträgt er aktuell minus 4,9 Prozentpunkte und konnte sich damit um 13,4 Zähler verbessern. Die meisten Neueinstellungen wird es beim Verarbeitenden Gewerbe geben (14,1 Prozent; Vorjahr: 12,7 Prozent) und auch beim Handel (13,3 Prozent; Vorjahr: 7,5 Prozent) und bei der Dienstleistungsbranche (12,4 Prozent; Vorjahr: 10,6 Prozent) sind die Werte noch recht ordentlich. Kurz vorm Winter zeigt sich die Baubranche (6,4 Prozent; Vorjahr: 0,0 Prozent) erwartungsgemäß nicht sehr einstellungsfreudig. Hier planen auf der anderen Seite sogar 29,5 Prozent der Befragten (Vorjahr: 49,0 Prozent) einen Personalabbau und der Bau liegt damit an der Spitze aller vier Hauptwirtschaftsbereiche. An zweiter Stelle folgt hier mit großem Abstand das Verarbeitende Gewerbe (18,8 Prozent; Vorjahr: 23,6 Prozent).

Investitionsbereitschaft gestiegen
Die Investitionsbereitschaft der Betriebe ist ein wichtiger konjunktureller Stimmungsindikator – und dieser ist wieder aufwärtsgerichtet. So planen 37,6 Prozent der befragten Mittelstandsbetriebe in Österreich, Geld für Maschinen und Ausrüstung in die Hand zu nehmen (Vorjahr: 36,9 Prozent). Mit Abstand die meisten Investitionen wird es im nächsten halben Jahr beim Verarbeitenden Ge-werbe geben (48,2 Prozent; Vorjahr: 45,5 Prozent). Bei der Dienstleistungsbranche wollen da-gegen 39,4 Prozent der Befragten ein Investitionsvorhaben umsetzen (Vorjahr: 43,9 Prozent), beim Baugewerbe 33,3 Prozent (Vorjahr: 23,5 Prozent) und beim Handel 32,0 Prozent (Vorjahr: 33,1 Prozent).

Die österreichischen Mittelständler investieren im nächsten halben Jahr in erster Linie in den Ersatz (60,8 Prozent; Vorjahr: 65,1 Prozent), an zweiter Stelle in die Erweiterung (53,0 Prozent; Vorjahr: 43,2 Prozent) und an dritter Stelle in die Rationalisierung (28,9 Prozent; Vorjahr: 37,3 Prozent). In drei der vier Wirtschaftsgruppen ist die Gewichtung der Investitionsarten genauso wie für den gesamten Mittelstand, lediglich beim Verarbeiten-den Gewerbe liegt der Anteil der wichtigen Erweiterungsinvestitionen (56,1 Prozent; Vorjahr: 50,0 Prozent) über dem der Ersatzinvestitionen (53,7 Prozent; Vorjahr: 64,0 Prozent).

Bessere Ertragslage
An der verbesserten Ertragslage lässt sich eben-falls der Aufwärtstrend des österreichischen Mittelstands deutlich ablesen. Nach der Talfahrt in den Jahren 2014 und 2015 geht der Trend im Herbst dieses Jahres wieder nach oben, auch wenn der Ertragssaldo mit aktuell minus 8,2 Prozentpunkten – wie in den letzten fünf Jahren zuvor – weiter im negativen Bereich bleibt. Im letzten halben Jahr konnten sich 21,6 Prozent der befragten Mittelständler über ein höheres Ertragsaufkommen freuen (Vorjahr: 19,4 Prozent), während 29,8 Prozent über eine Ertragsminderung klagten (Vorjahr: 35,1 Prozent). In den einzelnen Wirtschaftsbereichen befindet sich der jeweilige Ertragssaldo ebenfalls im Minusbereich. Bis auf die Dienstleistungsbranche, wo der Ertragssaldo von plus 6,5 Prozentpunkten im Herbst 2015 auf der-zeit minus 1,5 Prozentpunkte sank, haben sich die Salden im Jahresvergleich verbessert. Dennoch erreicht die Dienstleistungsbranche insgesamt das beste Ergebnis aus gestiegen und gesunken. Beim Handel (23,3 Prozent; Vorjahr: 18,8 Prozent) und beim Dienstleistungsgewerbe (22,6 Prozent; Vorjahr: 27,6 Prozent) konnten sich im letzten Halbjahr die meisten Betriebe über steigende Erträge freuen. Dagegen musste rund jede dritte mittelständische Firma in den Branchen Bau (33,3 Prozent; Vorjahr: 51,0 Prozent), Handel (32,7 Prozent; Vorjahr: 35,3 Prozent) und Verarbeiten-des Gewerbe (30,6 Prozent; Vorjahr: 36,4 Prozent) einen Ertragsrückgang hinnehmen. Bei den Dienstleistern war es dagegen lediglich jedes vierte Unternehmen (24,1 Prozent; Vorjahr: 21,1 Prozent).

Erwartungssaldo deutlich verbessert
Bei ihrer Ertragslage schauen die Betriebe des österreichischen Mittelstands wieder zuversichtlich in die Zukunft. Der Erwartungssaldo beträgt heuer plus 1,2 Prozentpunkte und liegt damit um 13,5 Zähler über dem Vorjahresergebnis (minus 12,3 Prozentpunkte). Derzeit rechnen 25,6 Prozent der Befragten mit einem Ertragsplus (Vorjahr: 21,8 Prozent) und 24,4 Prozent mit einem Ertragsminus (Vorjahr: 34,1 Prozent). Die meisten Betriebe mit einer positiven Erwartungshaltung finden sich zurzeit in der Dienstleistungsbranche (29,2 Prozent; Vorjahr: 26,8 Prozent) und beim Verarbeitenden Gewerbe (27,1 Prozent; Vorjahr: 28,2 Prozent), die auch als einzige Branchen einen positiven Erwartungssaldo aus steigen und sinken er-zielen. In den einzelnen Wirtschaftsgruppen befürchtet rund jeder vierte Mittelständler Ertragseinbußen. Die meisten Pessimisten findet man heuer beim Bau (25,6 Prozent; Vorjahr: 50,0 Prozent) und beim Handel (25,3 Prozent; Vorjahr: 35,3 Prozent). Beim Verarbeitenden Gewerbe sind es 24,7 Prozent (Vorjahr: 30,0 Prozent) und beim Dienstleistungsgewerbe 22,6 Prozent (Vorjahr: 23,6 Prozent).

Eigenkapitalausstattung zufriedenstellend
Die meisten Betriebe des österreichischen Mittelstands haben ein Eigenkapital von mehr als 30 Prozent der Bilanzsumme. So geben derzeit 40,9 Prozent (Vorjahr: 38,7 Prozent) eine solch hohe Eigenkapitalausstattung an. Dagegen sind 21,6 Prozent (Vorjahr: 23,4 Prozent) mit weniger als zehn Prozent Eigenkapital unterkapitalisiert, 20,8 Prozent (Vorjahr: 19,6 Prozent) der Befragten melden einen Eigenkapitalanteil von höchstens 20 Prozent und 16,8 Prozent (Vorjahr: 18,4 Prozent) haben eine Eigenkapitalquote von maximal 30 Prozent. Die meisten gut kapitalisierten Betriebe gibt es beim Verarbeitenden Gewerbe, wo mehr als jeder Zweite (52,6 Prozent) eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent aufweisen kann (Vorjahr: 41,0 Prozent). Auch der Handel kommt mit einem Anteil von 43,7 Prozent noch auf ein gutes Ergebnis (Vorjahr: 43,3 Prozent). Rund jeder dritte Betrieb beim Dienstleistungs- (35,3 Prozent; Vorjahr: 37,6 Prozent) und Baugewerbe (31,9 Prozent; Vorjahr: 31,3 Prozent) hat eine ausreichend hohe Eigenkapitaldecke. Die meisten unterkapitalisierten Mittelstandsunternehmen in Österreich finden sich bei der Dienstleistungsbranche (28,6 Prozent; Vorjahr: 26,5 Prozent) und beim Bau (27,5 Prozent; Vorjahr: 28,1 Prozent) – beim Handel sind es 17,0 Prozent (Vorjahr: 17,3 Prozent) und beim Verarbeitenden Gewerbe 13,2 Prozent (Vorjahr: 22,9 Prozent).

Die Eigenkapitalausstattung der österreichischen Mittelstandsbetriebe hat sich in den letzten Jahren wieder verbessert. Der Anteil gut kapitalisierter Unternehmen stieg von 38,7 Prozent im Herbst 2015 auf aktuell 40,9 Prozent, während im selben Zeitraum der Anteil der unterkapitalisierten Betriebe von 23,4 Prozent auf 21,6 Prozent sank. Im Zehnjahresvergleich zeigt sich, dass der Anteil gut kapitalisierter Unternehmen normalerweise keinen dramatischen Schwankungen unterliegt und zwischen 33,3 und 41,0 Prozent bewegt. Bis auf einen Höchststand von 29,7 Prozent im Jahr 2011 liegt der Anteil unterkapitalisierter Betriebe beim österreichischen Mittelstand durchschnittlich bei rund 23 Prozent.

Insolvenzneigung leicht gestiegen
Die Zahl der Betriebe in Österreich, die Insolvenz anmelden mussten, hat sich im Vergleichszeitraum erhöht. Waren es im Herbst vergangenen Jahres 4.023 Insolvenzen im ganzen Land, so sind es heuer 4.182, was einer Zunahme von 4,0 Prozent entspricht. Eine geringere Insolvenzneigung als im Herbst 2015 hatten die Branchen Sachgütererzeugung (minus 13,2 Prozent), Beherbergungs- und Gaststättenwesen (minus 8,4 Prozent) sowie Verkehr- und Nachrichtenübermittlung (minus 6,4 Prozent). Eine spürbare Zunahme der Insolvenzen gab es beim Kredit- und Versicherungsgewerbe (plus 16,1 Prozent). Bei den unternehmensnahen Dienstleistungen stieg die Zahl der Firmenpleiten um 11,1 Prozent, beim Bauwesen um 10,1 Prozent und beim Handel um 7,4 Prozent.

Die meisten insolventen Betriebe hatten im Herbst 2016 ihren Sitz in Wien – deren Zahl stieg im Jahresverlauf von 1.287 auf 1.430 (plus 11,1 Prozent). Damit weist die österreichische Hauptstadt die fünfthöchste Steigerungsrate im Bundesländervergleich auf. Am deutlichsten hat sich die Situation der Betriebe in Vorarlberg verschlechtert, wo sich die Insolvenzen um 21,6 Prozent erhöhten. In Salzburg waren 17,0 Prozent mehr Unternehmen als vor einem Jahr von Insolvenzen betroffen, im Burgenland 14,7 Prozent und in Tirol 12,6 Prozent. In drei Bundesländern sank erfreuli-cherweise die Zahl der Firmen, die Insolvenz an-meldeten. In der Steiermark um 9,4 Prozent, in Niederösterreich um 7,0 Prozent und in Kärnten um 5,1 Prozent.

Gute Zahlungsmoral der Kunden
Die Zahlungsmoral der Kunden des österreichischen Mittelstands hat sich verbessert. Derzeit berichten 71,6 Prozent der befragten Betriebe über einen Zahlungseingang binnen eines Monats (Vorjahr: 65,3 Prozent), während lediglich 2,6 Prozent der Befragten länger als zwölf Wochen auf die Begleichung ihrer Rechnung warten müssen (Vorjahr: 3,9 Prozent). Die zuverlässigste Kundschaft hat der Handel – hier zahlen drei von vier Kunden (76,0 Prozent; Vorjahr: 68,1 Prozent) pünktlich. Auch beim Dienstleitungsgewerbe (70,9 Prozent; Vorjahr: 71,9 Prozent), Verarbeitendem Gewerbe (68,8 Prozent; Vorjahr: 66,1 Prozent) und Bau (67,7 Prozent; Vorjahr: 53,6 Prozent) werden die meisten Forderungen binnen 30 Ta-gen beglichen. Am längsten lassen sich Kunden der Baubranche mit der Begleichung ihrer Rechnungen Zeit: Hier warten 4,6 Prozent der Firmen mehr als 90 Tage auf ihr Geld (Vorjahr: 7,2 Prozent). Beim Verarbeitenden Gewerbe sind es da-gegen lediglich 0,8 Prozent der Befragten (Vorjahr: 4,5 Prozent).

Forderungsverluste geringer als im Vorjahr
Der österreichische Mittelstand hatte im Herbst 2016 weniger Forderungsverluste als im Vergleichszeitraum des Vorjahres zu verkraften. So erhöhte sich der Anteil der Betriebe, die keine Forderungsverluste verbuchen mussten, von 16,6 Prozent (2015) auf heuer 19,8 Prozent. In den Fällen, in denen die mittelständischen Unternehmen einen Teil ihrer Forderungen abschreiben mussten, hat sich der Anteil der betroffenen Firmen verringert. Am deutlichsten war die Abnahme bei Forderungsverlusten in Höhe von mehr als 1,0 Prozent des Umsatzaufkommens. Derzeit klagen nur 6,4 Prozent der Befragten über einen derart hohen Verlust, während es vor Jahresfrist noch 11,4 Prozent waren.

Am zuverlässigsten sind die Kunden der Dienstleistungsbranche. Hier kann sich jeder vierte Be-trieb (25,5 Prozent; Vorjahr: 22,8 Prozent) über eine vollständige Begleichung seiner Rechnungen freuen – beim Handel ist es immerhin jeder fünfte (20,0 Prozent; Vorjahr: 17,3 Prozent), beim Verarbeitenden Gewerbe jeder sechste (17,6 Prozent; Vorjahr: 10,9 Prozent) und beim Bau jeder neunte (11,5 Prozent; Vorjahr: 14,3 Prozent).

In allen vier Wirtschaftsbereichen hat sich im Jahresverlauf der Anteil der Firmen, die auf Forderungen von mehr als 1,0 Prozent ihres Umsatzes sitzen geblieben sind, verringert.
Von hohen Forderungsverlusten waren dagegen besonders die Branchen Dienstleistung (8,0 Prozent; Vorjahr: 12,2 Prozent) und Bau (7,7 Prozent; Vorjahr: 18,4 Prozent) betroffen.

Weiterhin schwierige Finanzierungsbedingungen
Auch im Herbst dieses Jahres sind für Kreditnehmer in Österreich viele Hürden zu überwinden, bis Sparkassen und Banken den Kredit genehmigen. Mehr als die Hälfte der Befragten (60,0 Prozent; Vorjahr: 61,2 Prozent) klagt über verschärfte Finanzierungsbedingungen, während lediglich 1,6 Prozent der österreichischen Mittelständler über eine Lockerung bei der Kreditvergabe berichten (Vorjahr: 1,3 Prozent).

Auch in den einzelnen Wirtschaftsbereichen sieht man die Situation ähnlich. Spitzenreiter sind hier die Dienstleistungsunternehmen, von denen 62,8 Prozent (Vorjahr: 61,8 Prozent) eine Verschärfung der Finanzierungsbedingungen wahrgenommen haben. An letzter Stelle steht die Baubranche mit einem Anteil von 56,4 Prozent (Vorjahr 64,3 Prozent) der Befragten. Optimisten finden sich bei der Beurteilung der Kreditvergabekonditionen eher selten. So sprechen beim Verarbeitendem Ge-werbe 2,4 Prozent (Vorjahr: 0,9 Prozent) und bei der Dienstleistungsbranche 2,2 Prozent (Vorjahr: 0,8 Prozent) von einer Lockerung der Finanzierungsbedingungen, bei Bau (1,3 Prozent; Vorjahr: 2,0 Prozent) und Handel (0,7 Prozent; Vorjahr: 1,5 Prozent) sind es noch weniger.

Fast jeder befragte Betrieb (95,3 Prozent) in Österreich bemängelt, dass die Geldinstitute immer mehr Sicherheiten verlangen. Mehr als jeder fünfte Mittelständler (21,8 Prozent) klagt darüber, dass sein Kredit nicht in der gewünschten Höhe bewilligt wurde und bei 15,6 Prozent der Befragten wurde der Kredit abgelehnt. Als weitere Finanzierungshemmnisse werten die mittelständischen Unternehmen in Österreich Zinserhöhungen (12,5 Prozent) und eine Ablehnung der gewünschten Laufzeit (10,1 Prozent) .

Auch für die Zukunft rechnen die österreichischen Mittelständler nicht mit einer Lockerung der Finanzierungsbedingungen seitens der Geldinstitute. Lediglich 15 Prozent der Befragten sehen keinen Anlass zur Sorge und erwarten keine Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme. Die meisten Betriebe befürchten jedoch Verschärfungen bei der Kreditvergabe. So stellen sich die meisten Kreditnehmer darauf ein, mehr Sicherheiten nachweisen zu müssen (78,8 Prozent), sich einer intensiveren Prüfung ihres Kreditwunsches zu unterziehen (66,5 Prozent), höhere Zinsen zahlen zu müssen (26,3 Prozent), ihren Kredit nicht bewilligt zu bekommen (13,7 Prozent) oder eine andere als die gewünschte Laufzeit akzeptieren zu müssen (8,6 Prozent).

18. November 2016, Analyst: Creditreform Wirtschaftsauskunftei Kubicki KG
www.creditreform.at