Die Österreicher mögen „ihre“ Immofonds sehr: Binnen eines Jahres ist das Volumen um 850 Mio. Euro angestiegen. Im Markt gibt’s viel Bewegung.

Seit dem 1. 9. 2003 können hierzulande offene Immobilienfonds nach dem Immobilien-Investmentfondsgesetz emittiert werden. Dadurch partizipien Anleger an den Ertragschancen von Immobilienportfolios. Die Drei-Jahres-Performance lag zuletzt bei 2,35 %, die Rendite 2016 immerhin noch bei 2,06 %. Offene Immobilienfonds machen es möglich, auch kleinere Beträge in Immobilien zu veranlagen. Die Fondsanteile können jederzeit verkauft werden – vorausgesetzt, es ist genügend Liquidität vorhanden. Wenn nicht, können die Anbieter laut Gesetz die Rücknahme der Anteile bis zu zwei Jahre aussetzen, um – etwa durch den Verkauf von Immobilien oder die Erhöhung der Fremdfinanzierung – zusätzliche Liquidität zu schaffen. Offene Fonds eignen sich vor allem für Investoren mit einem mittel- bis langfristigen Veranlagungshorizont.

Zu zweit mehr als 70 Prozent
Die fünf heimischen Immobilien-Investmentfondsgesellschaften verwalten derzeit 11 Fonds (7 Publikums- und 4 Spezialfonds). Marktführer Bank Austria Real Invest konnte zuletzt wieder leicht zulegen. „In einem herausfordernden Umfeld wurde die eingeschlagenen Strategie eingehalten und attraktive Immobilien wie zum Beispiel die ehemalige k.u.k. Frucht- und Mehlbörse am Schottenring konnten erworben werden“, sagt CEO Peter Czapek. Die Nettomittelzuflüsse lagen im dreistelligen Millionenbereich. Czapek: „Auch 2017 sehen wir den Real Invest auf weiterhin positivem Wachstumskurs. Weiter sind selektive An- und Verkäufe – unter Einhaltung einer nachhaltigen Anlagestrategie – geplant.“

Bei den Marktanteilen leicht verbessert hat sich auch der Branchenzweite Erste Immobilien KAG, wo man sich besonders für Ballungszentren und Universitätsstädte, also Standorte mit positiver demografischer und wirtschaftlicher Entwicklung interessiert. „Die Pipeline des Erste Immobilienfonds ist gut gefüllt“, erklärt GF Peter Karl. „Im Vorjahr haben wir rund 275 Mio. investiert, das Immobilienvermögen beträgt rund 1,2 Mrd. Euro. In den nächsten drei Jahren werden rund 1.600 Wohnungen fertiggestellt.“

Außerdem wurde das Angebot weiter ausgebaut. Karl: „Wir haben den neuen nachhaltigen Erste Responsible Immobilienfonds aus der Taufe gehoben.“ Auch bei diesem Fonds surden bereits die ersten Ankäufe z. B. in Salzburg (Infrastrukturimmobilie) oder in der Seestadt Aspern getätigt.

Die drei „Kleinen“
Signifikant zugelegt hat die Semper Constantia Immo Invest mit deutlich ausgebautem Portfolio. „Trotz des starken Wachstums ist es uns gelungen, die Kennzahlen signifikant zu verbessern“, sagt GF Alexander Budasch. Derzeit engagiert sich man besonders in St. Pölten mit dem Projekt „max.living“ im Gesundheitsbezirk. Die Fertigstellung der 49 freifinanzierten Mietwohnungen ist für Mitte 2018 geplant. Semper Constantia Immo Invest hat das Projekt für den Immobilien Spezialfonds der VBV – Vorsorgekasse AG erstanden. „Mit diesem Fonds wird eine konservative, auf nachhaltigen Ertrag ausgerichtete Anlagestrategie verfolgt, wobei das Wohnen in attraktivem Umfeld im Vordergrund steht“, erklärt Budasch.

Der Publikumsfonds der Raiffeisen Immobilien KAG befindet sich hingegen in einem Restrukturierungsprozess. Praktisch alle Kleinanleger haben deshalb auf Empfehlung des Unternehmens ihre Anteilsscheine bereits zurückgegeben. „Es geht darum, die großen gewerblichen Fondsobjekte in den nächsten Jahren zu verkaufen und nach Maßgabe der Fondsliquidität durch kleinvolumige Immobilien zu ersetzen“, erläutert GF Günther Burtscher. Während dieses Prozesses sei mit einem erhöhten Performance- bzw. Verlustrisiko zu rechnen. Während des Restrukturierungsprozesses, der voraussichtlich zwei bis drei Jahre dauern wird, werden keine neuen Anteilsscheine ausgegeben.

Last but not least liegt bei der ehemaligen Immo KAG (nun Union Investment Real Estate Austria) das Investitionsvolumen laut CEO Kurt Rossmüller erneut bei mehr als 100 Mio €. Um die Liquidität des Immobilienfonds steuern zu können wurde ein Kontigentierungssystem eingeführt, bei dem beim Erreichen einer bestimmten Liquiditätsquote der Vertrieb neuer Anteilsscheine des Immobilienfonds kontingentiert bzw auch gestoppt werden kann.

4.11.2017, Autor: Paul Christian Jezek / paul.jezek@lex-press.at