Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom Mai 2016

Die verhaltene Konjunkturerholung der österreichischen Wirtschaft hat trotz des schwierigen internationalen Umfelds zu Jahresbeginn an Kraft gewonnen. Die Wirtschaft im Euroraum ist im ersten Quartal aufgrund einer Vielzahl stützender Faktoren überraschend kräftig gewachsen. Dies spiegelt sich auch in der guten Entwicklung der österreichischen Exportwirtschaft wider. Gleichzeitig gewinnt in Österreich die Inlandsnachfrage immer mehr an Kraft. Neben einer anspringenden Investitionstätigkeit profitiert der private Konsum von der seit 1.1.2016 umgesetzten Steuerreform, einem starken Beschäftigungswachstum, der niedrigen Inflation und den öffentlichen Ausgaben im Zusammenhang mit dem Zuzug von Flüchtlingen. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet im Rahmen ihrer vierteljährlichen Kurzfristprognose für das zweite und dritte Quartal 2016 ein Wachstum des realen BIP von +0,5 % bzw. 0,4 % (saison- und arbeitstägig bereinigt, Trend-Konjunktur-Komponente, gegenüber dem Vorquartal). Die Prognose für das zweite Quartal wurde gegenüber der letzten Veröffentlichung dabei unverändert gelassen.

Die Aussichten für die Weltwirtschaft haben sich seit Beginn des Jahres etwas eingetrübt. Die Wachstumsdynamik hat in vielen aufstrebenden Volkswirtschaften weiter nachgelassen und die US-Wirtschaft wuchs im ersten Quartal 2016 nur mehr um 0,1 % gegenüber dem Vorquartal. Im Euroraum hat der moderate Konjunkturaufschwung hingegen dank niedriger Ölpreise, der längerfristigen Entwicklung des real-effektiven Wechselkurses und der expansiven Geldpolitik des Eurosystems im ersten Quartal 2016 überraschend an Kraft gewonnen. Die für Österreich wichtigen Märkte in Zentral-, Ost- und Südosteuropa weisen ebenso eine stabile wirtschaftliche Entwicklung auf. Vor diesem Hintergrund hat sich die österreichische Exportwirtschaft im ersten Quartal sehr gut entwickelt. Die Auslandsaufträge haben zuletzt zwar etwas nachgelassen, liegen aber nach wie vor auf einem hohen Niveau. Dies lässt für die österreichischen Exporteure auch für die nächsten Monate eine Ausweitung ihrer Exportleistung erwarten.

Prognose: Reales Bruttoinlandsprodukt – zweites und drittes Quartal 2016
Prognose: Reales Bruttoinlandsprodukt – zweites und drittes Quartal 2016

Das Wachstum der österreichischen Wirtschaft wurde zudem in den letzten Quartalen verstärkt von der Inlandsnachfrage getragen. Die Unternehmen investieren wieder deutlich mehr in Maschinen, Ausrüstungen und Fahrzeuge. Lediglich die Wohnbauinvestitionen entwickeln sich nach wie vor schwach. Die steigende Zahl an Baubewilligungen deutet jedoch auch in diesem Bereich auf eine Beschleunigung hin. Die bis dato zur Verfügung stehenden Daten für die Industrie­produktion zeigen, dass die Industrie einen schwachen Start ins Jahr 2016 hingelegt hat. Die steigenden Produktionserwartungen deuten jedoch an, dass es sich nur um eine temporäre Schwächephase gehandelt haben dürfte.

Der private Konsum zeigt einen leichten Aufwärtstrend. Getrieben von einem außerordentlich kräftigen Beschäftigungswachstum und einer niedrigen Inflation hat sich das Konsumwachstum etwas beschleunigt, blieb mit +0,2 % zum Vorquartal im ersten Quartal 2016 jedoch weiterhin schwach. Während von der Steuerreform in den nächsten Quartalen Impulse für den privaten Konsum zu erwarten sind, werden die zusätzlichen Ausgaben für Flüchtlinge den öffentlichen Konsum stützen. Die konjunkturelle Grunddynamik ohne diese Sondereffekte bleibt jedoch verhalten und unterliegt angesichts der Vielzahl an geopolitischen Unsicherheitsfaktoren hohen Risiken.

Quelle: OeNB-Konjunkturindikator, www.oenb.at