Facility Management glänzt mit immer neuen Geschäftsfeldern – zB mit Fassadenbegrünung.

Fassadenbegrünung am Umspannwerk Kendlerstraße (© Wiener Netze / Office Le Nomade)

Es soll keinesfalls zynisch klingen: Für Facility Management hat die Covid-19-Pandemie auch positive Auswirkungen. FM übernimmt immer mehr eine systemerhaltende Rolle – für die heimischen Unternehmen ebenso wie für die gesamte Gesellschaft. „Plötzlich ist der Facility Manager eine ganz zentrale Figur, die strategische Entscheidungen für alle Menschen in der Umgebung – sei es am Arbeitsplatz oder in den öffentlichen Gebäuden – treffen muss“, sagt die Vorstandsvorsitzende der FMA (Facility Management Austria), Doris Bele. „Sicher ist, dass es einen Innovationsschub in unterschiedliche Richtungen geben wird, an vorderster Front vermutlich die Digitalisierung.“

Konkret ist der FM-Sektor vor allem mit der Adaptierung der Arbeitsbedingungen und der Umstellung auf Homeoffice konfrontiert. Dazu gilt es, sich noch schneller auf Krisen- und Risikosituationen einzustellen und auch prophylaktische Vorkehrungen in Sachen Aktions- und Maßnahmenpläne zu optimieren. Darüber hinaus steht auch die bestmögliche Gestaltung der Dienstleistungsverträge im Vordergrund, damit Anpassungen aufgrund von Mehr- oder Minderleistungen möglichst exakt und nachvollziehbar vereinbart werden können.

Digitalisierung, Klimaschutz, Energieeffizienz
Schon bis dato bezogen die professionellen FM-Dienstleister selbstverständlich beispielsweise CAFM (Computer Aided Facility Management) oder BMS (Building Management System) in ihr Leistungsangebot ein. Innovative Möglichkeiten in den Bereichen Sensorik, Vernetzung von Gebäudedaten und bei der immer weiter „fortschreitenden“ Intelligenz im Gebäudemanagement führen zu ständig neuen (Geschäfts-)Ideen und -Feldern rund um Planung, Bau, Betrieb und Nutzung.

So wurde kürzlich in einer Expertengruppe der 2009 gegründeten ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft) ein aktuelles Positionspapier verabschiedet, das schrittweise Eingang in das europäische Qualitätszertifikat DGNB finden soll. Laut ÖGNI wird die Energieversorgung zukünftig verstärkt dezentral erfolgen und die Eigentümer bzw. Nutzer von Gebäuden werden Energie nicht „nur“ verbrauchen, sondern auch erzeugen und somit zu sogenannten „Prosumern“ werden. Die Koppelung der verschiedenen Energiearten Strom, Wärme und Kälte soll unter Berücksichtigung des Speicherproblems die Energieeffizienz deutlich erhöhen. Die Kombination mehrerer Gebäude zu „Quartieren“, die auch in anderen Bereichen der Nachhaltigkeit zukunftsweisend sind, kann die ökologischen Aspekte ebenso wie die Wirtschaftlichkeit noch weiter verbessern. „Es gibt in ganz Österreich bereits realisierte und wirtschaftlich erfolgreiche Beispiele für einen komplett neuen Ansatz bei der Energieversorgung von Gebäuden“ berichtet ÖGNI-Geschäftsführer Peter Engert. „Trotzdem braucht es Mut und Pioniergeist, Zukunftsprobleme umzusetzen. Die wirtschaftlichen Chancen sind aber greifbar, denn Nachhaltigkeit muss sich rechnen.“

Das grüne Umspannwerk

Einen weiteren spannenden Ansatz liefert Facilitycomfort; das Unternehmen liefert seit mehr als vier Jahrzehnten ganzheitliche Beratung, Planung, Betriebsführung und Optimierung für technisches und infrastrukturelles FM. Das Tochterunternehmen der Wien Energie und Teil des Wiener Stadtwerke-Konzerns mit rund 400 Mitarbeitern setzt aktuell auf Fassadenbegrünung. „Neben Neubauten bieten hier auch Bestandsimmobilien eine Vielzahl an Möglichkeiten“, erklärt Geschäftsbereichsleiter Thomas Rausch. „Zusätzlich zur deutlich ansprechenderen Optik trägt Fassadenbegrünung merklich zu einer positiven CO2-Bilanz bei!“

Die kühlende Begrünung wird zu einer der stärksten Waffen gegen die klimawandelbedingte Hitze. Bei dichter Besiedlung bzw. hoher Gebäudeanzahl bieten sich Fassaden als ideale Nutzflächen an, binden Feinstaub und reduzieren den Lärm. „Mit schnell wachsenden Pflanzen ist eine großflächige Begrünung innerhalb kurzer Zeit möglich“, sagt Rausch. Das erste Vorzeigeprojekt gibt’s beim Umspannwerk in der (Wiener) Kendlergasse zu sehen, wo eine 18 m hohe Fassade mit mehr als 90 verschiedenen Pflanzenarten begrünt wurde. Für die 300 m2 große Fläche waren 25 Tonnen Pflanzensubstrat, 40 Laufmeter Bewässerungsleitung und mehr als 300 Laufmeter Rankhilfen aus Edelstahl vonnöten. Facilitycomfort checkt dabei das gesamte Projektmanagement von der Planung bis zur Errichtung und will demnächst weitere Projekte umsetzen.

Lebenslanges FM-Lernen
Zur technischen Querschnittsmaterie mit Bau- und Gebäudetechnik, Wirtschaft, Soziologie und Managementlehre steht bei Facility Management der Mensch im Mittelpunkt. Heuer wurde eine eigene Young-Professionals-Initiative ins Leben gerufen, um Angebote, Aktivitäten und Tätigkeiten noch besser darstellen zu können. Die Zielgruppe dafür sind Brancheneinsteiger und -umsteiger sowie Personen in Aus- und Weiterbildung. Im Fokus stehen Themen wie Netzwerkaufbau, allgemeines FM-Know-how sowie Jobeinstieg und -weiterentwicklung.

Darüber hinaus wurde vor Kurzem seitens der FMA ein Leitfaden bzw. Arbeitstool zur aktuellen ÖNORM EN ISO 41001:2018 10 01 für FM-Organisationen entwickelt, um die Rechtssicherheit von Organisationen zu verbessern und Facility Management noch besser aktiv zu steuern.

Für den 18. Ausbildungspreis der FMA (und IFMA Austria) in den drei Kategorien Projekt-, Bachelor und Masterarbeiten in Bezug auf Wissenschaftlichkeit, Praxisrelevanz und Innovationsgrad wurde die Einreichungsfrist Corona-bedingt bis zum 28.2.2021 verlängert.

6.11.2020 / Autor: Paul Christian Jezek / p.jezek@lex-press.at