Lexpress hat recherchiert, was die Steigerung des regionalen Lebensmitteleinkaufes im öffentlichen Bereich bringt – bzw. bringen könnte.

Paul Christian Jezek,
Chefredakteur Lexpress

Pro Werktag werden in den Küchen des Bundeslandes Oberösterreich rund 8.000 Essen gekocht und ausgegeben. Der jährliche Wareneinsatz allein für Lebensmittel beläuft sich auf 4,7 Millionen* Euro – Oberösterreich ist damit einer der größten Nachfrager von Lebensmitteln und erzielt im direkten Einkauf sowie auch durch die Beispielwirkung einen großen Effekt auf die Lebensmittelwirtschaft.

Seit einigen Jahren läuft in der größten Einzelküche des Bundeslandes – jener des Landesdienstleistungszentrums – das Projekt „RegioLem – regionale Lebensmittel“. Schon vor der Corona-Krise hatte man sich seitens des Bundeslandes dazu entschlossen, diese Bemühungen auf weitere Küchen des Landes auszuweiten. Ende Juni startet nun diese zweite Projektphase mit 16 weiteren Landesküchen, um durch den konsequenten Einkauf regionaler Lebensmittel die heimische Landwirtschaft abzusichern.

Regionaler Einkauf als bewusste Krisen-Vorsorge hat „dank“ Covid-19 stark an Relevanz gewonnen. (© pixabay.com)

„Regionalität“ klingt super-sympathisch
Eine aktuelle Umfrage des IMAS-Instituts hat ergeben, dass 89 Prozent der Oberösterreicher den Begriff „Regionalität“ als (sehr) sympathisch empfinden. Damit rangiert die Regionalität klar an Nummer Eins der positiv besetzten Begriffe und klar vor „Nachhaltigkeit“, „Wachstum“ und „Digitalisierung“. Und man kann davon ausgehen, dass sich diese Zustimmungswerte inzwischen eher noch verstärkt haben.

Deshalb erhöht das Bundesland Oberösterreich für das zweite Halbjahr 2020 das Einkaufsbudget für regionale Lebensmittel um ein Zehntel, also um rund 470.000 Euro pro Jahr, um den regionalen Anteil an den gekauften Lebensmitteln um weitere zehn Prozent zu erhöhen. (Die zusätzlichen Ausgaben für heimische Lebensmittel finanzieren auch den Erholungswert der gepflegten Landschaft und wirtschaftlich starken ländlichen Räume mit.)

Das zahlt sich aus!
Allerdings ist die Erhöhung des regional eingekauften Anteils an Lebensmitteln oft auch mit Mehrkosten verbunden. Denn generell sind vor allem Produkte mit einem höheren Verarbeitungsgrad regional nicht oder nur zu höheren Preisen erhältlich.

Mehr regionale Lebensmittel erfordern daher Umstellungen in der Art und Weise, wie gekocht wird, sowie eben eine Erhöhung der finanziellen Mittel für den Wareneinsatz. Das zahlt sich aus: Wie eine kürzlich erschienene Studie im Auftrag der Hagelversicherung zeigt, lassen 20 Prozent mehr regionaler Einkauf österreichweit nicht weniger als zusätzliche 46.000 Arbeitsplätze entstehen.

*Diese 4,7 Millionen Euro für Mahlzeiten gliedern sich (gerundet) wie folgt auf: ca. 1,9 Mio. für Berufsschulen, ca. eineinhalb Mio. für landwirtschaftliche Schulen, ca. 730.000 für das Landesdienstleistungszentrum als größte oberösterreichische Einzelküche sowie 580.000 Euro für Bildungsschlösser, Landesgästehäuser und sozialpädagogische Einrichtungen.

29.06.2020 / Autor: Paul Christian Jezek / p.jezek@lex-press.at