Die Industrie geht mit Zuversicht in den Herbst: Kräftiger Produktionsanstieg um fünf Prozent für 2018 in Reichweite.

Über den Sommer hat sich die Industriekonjunktur in Österreich stabilisiert: Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex liegt den dritten Monat in Folge auf einem überdurchschnittlich hohen Wert, der einen weiter sehr kräftigen Wachstumskurs der hei¬mischen Industrie signalisiert.

Der globale Handel bleibt auch für die nächsten Monate im Aufwind (Foto: pixabay.com)

Insbesondere im Vergleich zur Entwicklung in anderen Ländern zeigt die Industrie weiter stark auf: Seit zweieinhalb Jahren läuft unsere Industriekonjunktur im europäischen Vergleich überdurchschnittlich gut.

Wachsende Auftragspolster
Die heimischen Industriebetriebe haben im August die Produktion erneut stärker ausgeweitet, um der wieder kräftiger steigenden Nachfrage, insbesondere aus dem Ausland, nachkommen zu können.

Steigende Einkaufsmengen und wachsende Auftragspolster bestätigen den anhaltend starken Rückenwind für die Industrie, und mit der gestiegenen Nachfrage haben sich die Lieferzeiten weiter verlängert.

Gestützt auf das günstigere Nachfrageumfeld, haben die Betriebe die Beschaffungsmenge an Vormaterialien und Rohstoffen den vierten Monat in Folge erhöht und profitierten von einer im August wieder etwas nachlassenden Preisdynamik im Einkauf. Die geringer als in den beiden Vormonaten gestiegenen Kosten im Einkauf konnten weitgehend auf die Verkaufspreise übertragen werden, sodass die Ertragslage der Betriebe gegenüber dem Vormonat im Durchschnitt unverändert blieb.

Das Verhältnis der Neuaufträge zu den Lagerbeständen hat sich wieder verbessert. Die Verkaufslager sind voraussichtlich etwas zu wenig befüllt, um die wieder steigenden Auftragseingänge bewältigen zu können, daher sind weitere Produktionssteigerungen zu erwarten. Darüber hinaus schätzen die heimischen Betriebe auch die mittelfristigen Aussichten günstig ein.

Globaler Handel im Aufwind
Die höhere Zuversicht in der heimischen Industrie basiert auf zwei Säulen: Zum einen sind die handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und der Europäischen Union vorerst nicht weiter eskaliert, und die Gefahr höherer US-Zölle auf europäische Autos scheint derzeit vom Tisch zu sein.

Zum anderen weist der UniCredit Global Leading Indicator, der eine Vielzahl verschiedener Frühindikatoren kombiniert, ebenso wie der jüngst veröffentlichte IFO-Geschäftsklimaindex mit dem stärksten Anstieg seit fünf Jahren auf eine Belebung des globalen Handels in den kommenden Monaten hin.

Tipps und Tricks für unsere Exporteure
Die Türkei ist mittlerweile bereits riskanter als Griechenland, zeigt der aktuelle Länderrisikobericht (G-Grade). „Wir sprechen hier nicht über Börsenkurse, sondern über die Realwirtschaft“, mahnt Peter Androsch, Geschäftsführer beim Kreditversicherungsmakler A.C.I.C. Österreich liefert in die Türkei pro Jahr Waren im Wert von 1,31 Mrd. und Dienstleistungen im Wert von 589 Mio. €.

Die größten Zuwächse gab es im vorigen Jahr bei Stahl- und Eisenexporten (+47%), Zugmaschinen und Kfz (+53%) sowie Mess- und Prüfinstrumenten (+20%). Mit mehr als 17.500 exportieren Tieren ging mehr als die Hälfte aller Zuchtrinder¬exporte Österreichs in die Türkei.

Österreich hui, Türkei pfui
Insofern sind die Daten im Länderrisikohandbuch von A.C.I.C. zum 3. Quartal 2018 alarmierend. Basis dafür ist das G-Grade des internationalen Kreditversicherungsmaklernetzwerks AU Group; in Griechenland hat sich dieser Wert aufgrund des positiven Trends beim BIP und anderer Faktoren von 7,5 auf 6,3 verbessert – in der Türkei hingegen stieg der Wert aufgrund des Wertverfalls der Lira und anderer Umstände von 6 auf 6,75. Zum Vergleich: Österreich kommt auf den sehr guten G-Grade-Wert von 1,3.

Die Verschlechterung in der Türkei bedeutet für österreichische Lieferanten, die sich gegen einen Zahlungsausfall ihrer türkischen Kunden absichern wollen, dass dieses Vorhaben immer schwieriger wird.

Was man konkret tun kann
Die Kreditversicherer haben nicht generell von der Absicherung türkischer Risiken Abstand genommen. „Wir beobachten aber, dass sich einige Versicherer türkische Geschäftspartner detaillierter ansehen und teilweise bereits Reduktionen oder gar Aufhebungen der Deckungssummen bei künftigen Geschäften vornehmen“, meint Androsch. Vor allem türkische Unternehmen, die stark von Importen abhängig sind, stehen unter stärkerer Beobachtung, da durch den Wertverlust der Lira Importe ungemein teurer geworden sind.

Den heimischen Firmen ist zu empfehlen, dass sie ihre türkischen Geschäftskunden dazu anhalten, aktiv das Gespräch mit den Kreditversicherern zu suchen. „Es ist wichtig, präventiv über das eigene Businessmodell zu informieren, die Geschäftszahlen zu erläutern und darzulegen, wie das Unternehmen beabsichtigt, die schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen im Land zu meistern“, verrät Androsch, dessen Unternehmen in Österreich bereits rund 14 Mrd. € an kreditversicherten Umsätzen betreut.

Schulterschluss der Weltmarktführe- von Schoko und Waffeln
Im September 2017 hat die FHW Franz Haas Waffelmaschinen GmbH ihren Verkauf an die Schweizer Unternehmensgruppe Bühler angekündigt. Ein Jahr danach sieht Haas-GF Günter Muhr in den neuen Eigentumsverhältnissen zahlreiche Vorteile für den Weinviertler Hightech-Betrieb mit in Leobendorf 620 und global fast 1.700 Beschäftigten.

99% Exportanteil
Jede zweite Waffel, die Menschen irgendwo auf der Welt verspeisen, stammt aus einer Maschine der Haas-Gruppe, die mit ihren Anlagen und Systemlösungen bei einem Exportanteil von 99% Kunden in mehr als 100 Ländern beliefert. Die Abnehmer der Haas-Anlagen, die zwischen 400.000 und sechs Mio. € kosten, gehören wie Nestlé, Masterfoods, Ferrero, Unilever, Manner oder Loacker zur Crème de la Crème der Markenartikelindustrie.

Die Bühler-Gruppe ihrerseits ist Weltmarktführer in der Herstellung von Schokoladenmasse und deren Endprodukten entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die Schweizer betreiben ein rund 100 Servicestationen umfassendes globales Netzwerk, das nun auch Haas nutzen kann

8.10.2018, Autor: Paul Christian Jezek / paul.jezek@lex-press.at