Österreich sucht Erntehelfer. Während die Spargelsaison demnächst so richtig „loslegt“, wird bereits eine Menge Kren „gehoben“. (Bild: pixabay)

Von Paul Christian Jezek

Zunächst eine erfreuliche (kleine) Erleichterung in Sachen Erntehelfer und Hilfskräfte: Drittstaatsangehörige Saisonarbeitskräfte können aktuell über die geltende neunmonatige Maximalbeschäftigungsdauer hinaus beschäftigt werden. Für die Dauer der Covid-19-Krisensituation dürfen in der Landwirtschaft Beschäftigungsbewilligungen für ein und dieselbe Saisonarbeitskraft für eine Gesamtdauer von mehr als neun Monaten innerhalb eines Zeitraumes von 12 Monaten erteilt oder verlängert werden. Dies gilt bis 30. Juni. Dauert die Covid-19-Krisensituation über diesen Zeitpunkt hinaus an, so kann im Wege einer Verordnung das Außerkrafttreten jeweils zwei Monate, nicht jedoch über den 31. Dezember 2020 hinaus, verschoben werden. Diese Maßnahme ist infolge ihrer engen zeitlichen Befristung und aus Anlass der Covid-19 Krisensituation nach Ansicht des Gesetzgebers mit dem EU-Recht, insbesondere der EU-Saisonarbeiterrichtlinie 2014/36/EU vereinbar.

Besonders relevant ist das natürlich für die Spargelsaison, die jetzt angelaufen ist. Je nach Bundesland wird ein Bruttostundenlohn laut Kollektivvertrag von 7,34 bis 9,72 Euro bezahlt. Die Erntearbeit strengt körperlich ziemlich an, sie muss aber in den nächsten Wochen getan werden. Wenn der Spargel zu lange im Boden bleibt, sinkt die Qualität. Deshalb wird allerorts intensiv nach Erntehelfern gesucht, ingesamt werden mehrere tausend gebraucht, man spricht von einer Größenordnung von 4.000 Arbeitskräften für knapp ein halbes Tausend Betriebe. Eine vom Landwirtschaftsministerium kürzlich eingerichtete Plattform soll helfen: Auf dielebensmittelhelfer.at werden Bauern mit potenziellen Erntehelfern in Österreich vernetzt.

Wer fünf Merkmale mitbringt, hilft dabei momentan am meisten:

  1. Zeit. Die Betriebe brauchen überwiegend Vollzeit-Arbeitskräfte, die besser in die Prozesse am landwirtschaftlichen Betrieb eingegliedert werden können
  2. Personen mit Qualifikationen oder Grunderfahrung in der Landwirtschaft, idealerweise im Obst- oder Gemüsebau. Das können z.B. auch Gärtner sein.
  3. Personen, die körperlich belastbar sind – nicht „nur“ fürs Spargelstechen, beim Radieschen-Ernten etwa steht man den ganzen Tag mit gebücktem Rücken.
  4. ist es natürlich sinnvoll, wenn man in der Nähe des Betriebs wohnt, der den Bedarf angemeldet hat. Dann fallen keine langen Pendel-Strecken an.
  5. Verlässlichkeit und Teamfähigkeit: Der Lebensmittelhelfer ist Bestandteil eines Teams, das unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben arbeitet. Dieses funktioniert nur, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten und verlässlich zu den vereinbarten Zeiten zum Arbeitsplatz kommen. Man geht davon aus, dass „Neulinge“ ein bis zwei Wochen Anlernzeit brauchen, um so effizient bzw. schnell zu arbeiten wie „Stammkräfte“.

Mit Kren beginnt’s
Rund um Ostern ging und geht es aber nicht „nur“ um den Spargel, sondern auch um eine scharfe Wurzel, die offiziell als Heilpflanze anerkannt ist und gegen Viren wirkt: um Kren nämlich, ein ebenfalls sehr arbeitsintensives Gewächs. Rund 99 Prozent der gesamten österreichischen Krenernte kommen aus der Steiermark. „Der Kren will täglich seinen Herren sehen“, heißt es dort. Eigene Maschinen für den Anbau gibt es kaum, die Kren-Bauern müssen also selbst Maschinen entwickeln und auch vieles von Hand machen. Dazu gehört auch das „Kren heben“. Dabei wird der Kren nach zwei Monaten im Feld aus der Erde per Hand aus der Erde gehoben und die überflüssigen Seitenwurzeln abgerieben. Auf jede Wurzel kommen so insgesamt etwa 12 bis 15 Handgriffe und allein bei der Ernte fallen zwischen 700 bis 1200 Arbeitsstunden pro Hektar an.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Senföle im Kren die Vermehrung von Influenza-Viren (also Grippe) und Rhinoviren (hauptverantwortlich für Schnupfen und Erkältung) hemmen können. Ob Kren auch gegen das Covid-19 wirkt, ist aufgrund der Neuheit der Krankheit noch nicht untersucht, jedoch hinsichtlich des bisherigen Kenntnisstands möglich. Zur Gesundheit trägt die scharfe Wurzel auf jeden Fall in vielerlei Hinsicht bei. Kren hilft bei Bronchitis, Husten sowie bei Nebenhöhlen- und Mandelentzündung. Sogar bei Harnwegsinfekten kann die Wurzel unterstützen.

15.4.2020 / Autor: Paul Jezek / paul.jezek@lex-press.at