Ausblick 2019: Sparzinsen bleiben trotz Zinswende niedrig, starke Kurs-Volatilitäten zu erwarten und Künstliche Intelligenz im Berufsleben. (Bild: pixabay)

Nach einem enttäuschenden Börsenjahr 2018 haben Investoren für 2019 immerhin die Hoffnung, dass einige belastende Faktoren wie Italien, Brexit und der US-China-Handelsstreit in den Kursen weitgehend eingepreist sind.

Dennoch fällt die Prognose für 2019 auch beim Bankhaus Krentschker recht verhalten aus: Nach der zehn Jahre anhaltenden Aktien-Hausse werden zusätzlich zu politischen Ereignissen, etwa ein drohender Hard Brexit oder das mögliche Erstarken der Rechtspopulisten bei den Europawahlen, auch fundamentale Daten wie ein abgeschwächtes Wachstum und zu erwartende Zinserhöhungen das Geschehen an den Märkten bestimmen.

„Update“ zum Jahresende
Für die Experten bei Krentschker ist das Jahresende nichtsdestotrotz eine gute Zeit für ein „Update” der Finanzplanung. Sie empfehlen, die Veranlagungsziele generell schriftlich zu formulieren. In einer Art „Vermögensbilanz“ sollte jeder Anleger seine Allokation – also Barbestand, Anleihen- und Aktienanteil, Immobilien und andere Vermögenswerte – überprüfen.

Obwohl Krentschker mit dem Konzept BalanceOne die Vermögenspositionen bei Marktwertänderungen (z.B. Aktiengewinnen) regelmäßig in die anfangs vereinbarte Portfoliostruktur bringt, empfiehlt sich gegen Ende des Jahres ein Gespräch mit dem Kundenberater: Stimmt die Zusammensetzung des Portfolios immer noch mit der persönlichen Zielsetzung und Lebenssituation überein, etwa mit Liquiditätserfordernissen oder Ertragserwartungen?

Das sind Fragen, die zu klären sind. Denn in der Geldanlage gehe es niemals um Glück, sondern um die richtige Strategie. Zu ihr gehört es auch, die Illusion aufzugeben, den richtigen Ein- oder Ausstieg erwischen zu können. Wie es mit der Deutschen Bank weitergeht, man noch rasch einen Technologietitel kaufen oder noch in chinesische Aktien einsteigen soll, mögen zwar spannende und unterhaltende Themen sein. Doch allein der Umstand, dass etwa über einen Zeitraum von 30 Jahren nahezu zwei Drittel aller Kurszuwächse am US-Markt (S&P500-Index) an lediglich 15 einzelnen Handelstagen erzielt wurden, sollte Investoren davon überzeugen, dass derartige Überlegungen bloß schlaflose Nächte verursachen, heißt es bei Krentschker.

Volatile Kurse
Starke Kurs-Volatilitäten, die sich 2018 bereits angekündigt haben und sich vermutlich 2019 fortsetzen werden, erfordern vom Anleger Gelassenheit und Vertrauen. Für 2019 orten Konjunkturforscher Wolken am Himmel, welche das Wachstum eintrüben: So wird für die USA nur mehr eine Wachstumsrate von 2,5%, für Europa von 1,8% prognostiziert. Die Inflation wird in den USA nach 2,5% im Jahr 2018 auf 2,3% für 2019 geschätzt. In Europa liegt der Consensus 2018 bei 1,5%, für 2019 bei 1,7%.

Die zurückgenommenen Wachstumsprognosen halten die Notenbanken in den USA und Europa aber aktuell noch nicht auf, an der Zinsschraube zu drehen bzw. eine straffere Zinspolitik anzukündigen. Es sei sehr wahrscheinlich, dass im Jahr 2019 mindestens zwei weitere US-Zinsanhebungen folgen werden – mit Überraschungspotenzial für mehr. Bei der Europäischen Zentralbank EZB steht 2019 das Ende der Ära von EZB-Präsident Mario Draghi und seiner ultralockeren Geldpolitik an. Die EZB wird nach Einschätzung von Krentschker erst im 4. Quartal 2019 beginnen, aktiv die Zinsen langsam zu erhöhen.

Dabei darf man aber nicht übersehen, dass die EZB schon seit Monaten dabei ist, die Geldpolitik schrittweise zu ändern: Die Anleihenkaufprogramme enden bekanntlich mit Jahresende. Danach werden nur mehr Anleihen ersetzt, wenn in der EZB-Bilanz Tilgungen anstehen: Das Volumen steigt also nicht mehr.

Sparzinsen bleiben niedrig
Die Sparer werden von den Zinsbewegungen laut Krentschker nicht so schnell profitieren. Vor Ende 2020, wenn nicht sogar noch später, werde sich an dieser Front nichts tun. Erst wenn sich der Interbankensatz von -0,4% langsam in Richtung 0 % bewegen wird, sollten Sparbücher wieder mehr als Mikro-Erträge abwerfen.

Bis das Sparbuch also wieder so hoch verzinst sein wird, dass es die Inflation abgilt und die Kaufkraft des Geldes erhält, werden noch viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen, so die Einschätzung bei Krentschker.

30-jähriger Zinstrend vorüber?
Eine sinkende Kaufkraft droht auch Investoren, die zuletzt stark auf Anleihen gesetzt haben. Rund um den Globus stellt sich angesichts der aktuellen Bedingungen nämlich die Frage, ob der 30-jährige Trend sinkender Zinsen nicht überhaupt zu Ende ist.

Wer sein Kapital erhalten möchte, muss Änderungen in seiner Vermögensaufteilung vornehmen, wenn der Ertragsanteil bisher vorwiegend von den Anleihen gekommen ist, rät Krentschker. Renditen von rund 2% nach Steuern und Kosten und somit Zuwächse im Sinne des Kaufkrafterhaltes werden mit hohen Anleihenbeständen nicht mehr möglich sein. Der renditebewusste Anleger sollte daher – abhängig von Anlagehorizont und der persönlichen Risikobereitschaft – eine Umschichtung in Aktien vornehmen.

Megatrends 2019
An den Börsen werden abseits der volkswirtschaftlichen Faktoren so genannte Megatrends maßgeblich sein, so Krentschker: Die bewusste Nutzung von Freizeit und der Bereich Gesundheit, Life Style und Life Balance werde Unternehmen in diesen Bereichen positiv beeinflussen. Die Digitalisierung wird weiter rasch voranschreiten und Künstliche Intelligenz (AI = „Artificial Intelligence“) wird auch komplexeren Abläufen in vielen Berufen immer mehr Konkurrenz machen.

Wer die Daten hat und verarbeiten kann, wird immer mächtiger, daher werde in der Technologiebrache weiterhin Milch und Honig fließen und die bereits hohen Bewertungen der Unternehmen in dieser Branche, vor allem in den USA, rechtfertigen. Augmented und Virtual Reality werden weiter im Vormarsch sein, ihre Anwendungen werden rasant ansteigen. Die smarte Vernetzung der wachsenden Bevölkerung und Nachhaltigkeit im urbanen Raum werden ebenfalls bestimmende Faktoren sein, weshalb Investitionen in Infrastruktur auch 2019 von zentraler Bedeutung sein werden.

2.1.2019, Autor: Paul Christian Jezek / paul.jezek@lex-press.at