Die 5G-Versteigerung im Vorjahr brachte mehr als 200 Mio. € und soll schnelles Internet ermöglichen. Breitband hat aber nach wie vor Aufholbedarf … (Bild: pixabay.com)

Diese Geschichte beginnt vor etwas mehr als einem halben Jahr, eigentlich jedoch schon 2013. Die von der Telekombehörde RTR abgewickelte Versteigerung der für den Ausbau des neuen Mobilfunkstandards 5G brachte dem österreichischen Staat 2020 Millionen Euro ein. Dabei wurden alle Frequenzpakete aus den Bereichen 700, 1500 und 2100 MHz an die drei großen Netzbetreiber Magenta, A1 und Drei vergeben.

Warum so wenig Geld? Bei der 4G-Auktion 2013 waren es doch knapp zwei Milliarden Euro gewesen? Hinter dem vergleichsweise niedrigen Preis versteckte sich eine Auflage: Die Mobilfunker müssen 5G (auch) in bisher schlecht versorgte Gebiete bringen. Die Ausschreibung nannte immerhin 1702 Ortsteile und Katastralgemeinden, die bisher kaum oder gar nicht versorgt wurden. Um den Bietern auch jene Gebiete schmackhaft zu machen, die bisher kaum ausgebaut wurden – viele davon im Grenzgebiet zu Tschechien – gab es einen Bonus. Die Bieter konnten gegen die Übernahme der Verpflichtung von zusätzlicher Versorgung einen Preisabschlag auf die vorher gegebenen Gebote ersteigern.

Das große „Soll“
Laut RTR soll die 5G-Versorgung bis 2027 flächendeckend abgeschlossen sein. In einem ersten Schritt sollen bis Ende 2023 alle Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern abgedeckt sein. Weiters sollen 98 Prozent der Autobahnen und Schnellstraßen sowie ausgewählte Bahnstrecken über eine schnelle Mobilfunkanbindung verfügen. Insgesamt soll 90 Prozent der Gesamtbevölkerung eine Datenübertragungsrate von 30/3 Mbit/s zur Verfügung stehen. Zumindest 450 Katastralgemeinden sollen möglichst flächendeckend mit 30/3 Mbit/s versorgt werden.

Die drei Mobilfunkbetreiber A1, Magenta und Drei haben auch deutlich weniger als ihre Kollegen in Deutschland bezahlt, wo die Auktion 6,55 Milliarden Euro für das Staatsbudget brachte – also bereinigt um die Bevölkerungsanzahl rund das Dreifache. RTR-Chef Klaus M. Steinmaurer betonte, dass die Auktion in Wien keineswegs mit der in Berlin vergleichbar war, weil es hierzulande eben weit höhere Auflagen gab. Zu dem Auktionserlös von 202 Millionen Euro kämen noch Investitionszusagen im Umfang von rund 500 Millionen Euro hinzu. „Der Auktionserlös (weder hoch noch niedrig) war zu keinem Zeitpunkt ein Ziel des Vergabeverfahrens“, erklärt Steinmaurer. Die Auktion hätte auch einen positiven Effekt auf den Glasfaserausbau: „5G zieht das Glas ins Land.“

Drei und Magenta sicherten sich jeweils 90, die A1 Telekom 80 MHz. Erstere erwarben alle drei Frequenzbereiche (700, 2100. 1500), die Telekom verzichtete auf 700 MHz-Frequenzen. Dieses Frequenzband ist besonders gut für die Versorgung großer Flächen geeignet. Am tiefsten in die Tasche griff bei der 5G-Auktion Magenta, das sich die 5G-Frequenzen 86,7 Mio. Euro kosten hat lassen. Es folgt A1 mit 65,6 und 3 mit 49,6 Mio. Euro. „Der erfolgreiche Abschluss der 5G-Frequenzauktion ist ein bedeutender Meilenstein, um die Ziele dieser Bundesregierung zu erreichen“, kommentierte Telekommunikationsministerin Elisabeth Köstinger, während die SPÖ das Auktionsergebnis kritisierte: Man habe öffentliches Eigentum an die Telekommunikationskonzerne „verschenkt“, die 202 Millionen lägen „weit unter dem tatsächlichen Wert der Frequenzen“.

Und während die Mobilfunkbetreiber nach der milliardenschweren LTE-Auktion 2013 lautstark wehklagten, überwog diesmal die Zufriedenheit. „Mit der exzellenten neuen Frequenzausstattung können wir unsere Rolle als führender 5G-Anbieter stärken“, freute sich Magenta-CEO Andreas Bierwirth. Auch A1 Telekom-Chef Thomas Arnoldner zeigte sich „sehr zufrieden“ und sieht das Ergebnis als langfristige Investition in das österreichische Mobilfunknetz und die digitale Zukunft des Landes. Und der damalige Drei-Boss Jan Trionow rechnete vor: „Drei hat für sich und seine Kunden ein Drittel aller Frequenzpakete ersteigert und sich damit für den österreichweiten Aufbau von 5G gut gerüstet.“

5G bezeichnet die fünfte Mobilfunkgeneration. Die bisherigen waren das analoge mobile Telefonieren sowie die Digitalstandards GSM, UMTS und LTE. 5G kann die Daten rund hundert Mal schneller transportieren als das aktuelle LTE (4G). Der neue Standard verspricht aber auch kürzere Laufzeiten der Daten (Latenz). Die Übertragung ist etwa 100-mal schneller als der aktuelle Standard 4G, auch LTE genannt. Dadurch kann 5G sogar als Ersatz für einen Festnetzanschluss dienen. Zusätzlich bietet 5G so kurze Reaktionszeiten, dass sich Industriemaschinen oder Drohnen aus der Ferne steuern lassen. Dazu kommt ein Ende der Kapazitätsengpässe für Netzbetreiber oder die Vernetzung aller möglichen Technik außerhalb von WLAN-Verbindungen.

Und Breitband?
In den vergangenen zwei Jahren sei bei der österreichischen Breitband-Internetversorgung „ein massiver Sprung nach vorne gelungen“, meint Ministerin Köstinger. So habe sich etwa der Ausbau im Gigabit-Bereich von 14 auf 38 Prozent aller Haushalte erhöht. Zu Jahresbeginn 2021 zeigt sich laut aktuellem Breitbandatlas allerdings, dass es mit der Versorgung außerhalb der Ballungszentren und Hauptverkehrsrouten in etlichen Landesteilen noch nicht sehr weit her ist und sich das Bundesgebiet immer noch als Fleckerlteppich präsentiert.

Immerhin haben fast alle („rund 99 Prozent“) der vier Millionen heimischen Haushalte wenigstens bereits Zugang zur Grundversorgung mit Festnetz-Breitband bis 10 Megabit pro Sekunde (Mbit/s), rund 81 Prozent sind mit über 30 Mbit/s versorgt – dieser Anteil soll im nächsten Schritt bis 2024 auf „mindestens 91 Prozent“ steigen. Der Versorgungsgrad mit ultraschnellen Anschlüssen über 100 Mbit/s liegt bei 68 Prozent – bis 2024 sind hier 77 Prozent angestrebt. Und der Anteil der gigabitfähigen Anschlüsse (1.000 Mbit/s) soll in den kommenden vier Jahren von 38 auf 42 Prozent ausgeweitet werden. „Wir werden die 42 Prozent, die angepeilt sind, sicher übertreffen können“, stellt RTR-Geschäftsführer Steinmaurer in Aussicht.

Die systemkritische Bedeutung der Breitband-Internetversorgung hat sich gerade im Zuge der Coronapandemie gezeigt, als bedingt durch Homeoffice und Homeschooling die Nutzungsraten dramatisch gestiegen sind. „Wir haben mehr als 1.300 Ausbauprojekte umgesetzt und auch die Telekombetreiber haben massiv investiert“, sagt Köstinger. Flächendeckendes Breitband sei das wichtigste Ziel der Bundesregierung „zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes und für die Zukunft der Regionen im Land –rund 40 Prozent der Bevölkerung leben in ländlichen Regionen“. Das Regierungsziel ist ja klar im Regierungsprogramm verankert: flächendeckender Gigabit-Ausbau bis 2030.

Allerdings bedarf es dafür auch noch einiger Rahmenbedingungen nötig – die entsprechende Novelle des Telekommunikationsgesetzes ging am 20. Dezember 2020 in Begutachtung; die derzeitige Fassung stammt noch aus dem Jahr 2003 (!). Auf Basis der Novelle sollen etwa die Mobilfunkbetreiber beim Netzausbau leichter kooperieren können. Eine zweite Säule sei die Bundesförderung „in Bereichen, wo privatwirtschaftlich nicht ausgebaut wird, weil es sich nicht rechnet“, erklärt Köstinger. „Die zweite Breitbandmilliarde ist ja schon avisiert.“ Als „dritte Säule“ führt die Ministerin den bereits oben dargestellten, raschen weiteren Ausbau des Mobilfunks via leistungsfähige 5G-Netze an.

27.2.2021 / Autor: Paul Christian Jezek / p.jezek@lex-press.at