Elektroautos weiter „im Kommen“
Auch im ersten Quartal des zweiten Corona-Jahres verzeichnet Europa stark wachsende Zulassungszahlen bei Elektroautos: In den zehn analysierten europäischen Märkten (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Großbritannien, Niederlande, Norwegen, Schweden, Schweiz und Österreich) ist die Zahl der Neuzulassungen im Vergleich zum noch von Covid-19 weitgehend unberührten ersten Quartal 2020 um 100,1 Prozent gestiegen. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen „Electric Vehicle Sales Review“ von PwC Autofacts und Strategy&, der Strategieberatung von PwC.
An erster Stelle tragen die Verkäufe von Plug-in-Hybriden (PHEV) mit einem Plus von 160 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal zum Wachstum der europäischen Märkte bei. Vollhybride legen hier im Quartalsvergleich um 99,8 Prozent zu und die Zulassungen reiner, weiterhin mehrheitlich privat gekaufter Batterieautos (BEV) wachsen um 58,7 Prozent.
Auf dem österreichischen Markt sorgen ebenso die PHEV mit einer Zunahme von 213,1 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2020 für starkes Wachstum, gefolgt von BEV, die ein Plus von 172,7 Prozent verzeichnen sowie den Hybriden mit einem Zuwachs von 131,7 Prozent. Mit einem Marktanteil von 32,4 Prozent und insgesamt 20.565 Neuzulassungen im ersten Quartal 2021 steigt hierzulande das Interesse für E-Autos weiter.
„Der erneut stark steigende Anteil der Neuzulassungen von E-Autos in Europa zeigt, dass das Wachstum im vierten Quartal 2020 nicht allein auf staatliche Fördermaßnahmen zurückzuführen war, sondern das große Produktangebot bei den Kunden ankommt“, ordnet Peter Trögel, Automobilexperte und Director bei Strategy& Österreich, die Zahlen des ersten Quartals ein. „Die derzeitigen Lieferengpässe bei Chips steigern allerdings die Opportunitätskosten in der Automobilindustrie für die Fertigung von Elektroautos. Um die CO2-Ziele für 2021 zu erreichen, benötigen Automobilhersteller aber voraussichtlich mehr Produktionskapazitäten, da die Kundennachfrage bei weiterer wirtschaftlicher Erholung im zweiten Halbjahr 2021 schlagartig anziehen könnte.“
Hier liegt Europa voran
Europa beweist sich mit einem Marktanteil von 35,9 Prozent abermals als Spitzenreiter im globalen E-Auto-Markt. Gemessen an den absoluten Zulassungszahlen ist der deutsche E-Markt größter Wachstumstreiber (244.067), gefolgt von Großbritannien (167.739), Italien (149.925), Frankreich (132.122) und Spanien (53.285).
Der Anteil der elektrifizierten Fahrzeuge am chinesischen Markt liegt im ersten Quartal 2021 bei 11 Prozent. Getrieben durch staatliche Anreize und die schnelle Erholung des Landes von den wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie wachsen in China BEV mit 459 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal am stärksten, aber auch PHEV legen um knapp 202 Prozent zu. Nicht subventioniert werden Vollhybride, was das geringere Wachstum von lediglich rund 54 Prozent erklärt.
Trotz anlaufender nationaler und regionaler Subventionsprogramme für Hersteller und Verbraucher bleiben die USA immer noch hinter dem europäischen und chinesischen Markt zurück. Die Vereinigten Staaten kommen jedoch im ersten Quartal 2021 immerhin auf einen E-Marktanteil von 7,3 Prozent, mit einem Zuwachs von 177 Prozent bei den Hybriden, 63 Prozent bei den reinen Batterieantrieben und 60 Prozent bei den Plug-in-Hybriden.
Wenn die Gigafactorys kommen
„Staatliche Subventionierungen entfalten nur dann ihre Wirkung, wenn attraktive Elektromodelle bekannter Marken im Bewusstsein der Käufer angekommen sind, und die Verfügbarkeit der Fahrzeuge gesichert ist“, kommentiert Günther Reiter, Automotive Leader bei PwC Österreich. „Die zukünftigen finanziellen Anreize und Investitionen in die Ladeinfrastruktur in den USA haben das Ziel, den dortigen E-Auto-Markt weiter zu unterstützen. Mit dem passenden Produktangebot auch in populären Segmenten wie Pick-ups und großen Geländewagen werden diese sicher auch bei den Kunden ankommen.“
Mit Blick auf die globale Entwicklung stehen Automobilhersteller vor der Herausforderung, den steilen Marktanstieg produktionsseitig zu begleiten: „Der Aufbau europäischer Gigafactorys wird eine Herausforderung, bietet der Automobilindustrie jedoch eine stärkere Unabhängigkeit von asiatischen Batteriezellherstellern, und eröffnet die Chance auf eine größere europäische Wertschöpfung – nicht nur für die Automobilbranche, sondern insbesondere auch für die europäische Chemieindustrie als Urmaterialhersteller“, erläutert Reiter.
7.5.2021 / Autor: Paul Christian Jezek / paul.jezek@lex-press.at
Quelle: https://www.strategyand.pwc.com/de/en/insights/2021/electric-vehicle-sales-review-q2.html