KMU benötigen Zugang zu einem breiteren Spektrum an Finanzinstrumenten, um ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken. (Symbolbild: pixabay.com)

Die ausstehenden Kredite für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben sich im ersten Jahr der Pandemie deutlich erhöht. Dies zeigt die neue OECD-Studie Financing SMEs and Entrepreneurs 2022: An OECD Scoreboard. Der Bestand an KMU-Krediten stieg um 4,9 Prozent (Medianwert). Das ist der höchste Zuwachs seit der Schaffung des OECD-Scoreboards vor zehn Jahren. Getragen wurde diese Entwicklung von einem starken Anstieg der staatlichen Kreditbürgschaften (2020 um 110 Prozent gegenüber dem Vorjahr), der Schulden­moratorien sowie der direkten Kreditvergabe an KMU (2020 um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr).

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Die Krisenmaßnahmen – einschließlich der geldpolitischen Interventionen der Zentralbanken – haben die Zinsen zudem auf ein Rekordtief gedrückt: In den am Scoreboard beteiligten Ländern sanken die Medianzinsen für KMU 2020 um 0,4 Prozentpunkte – dies entspricht dem stärksten Rückgang seit 2009.

Während der Erholung ist mit neuen Belastungen zu rechnen
In den meisten erfassten Volkswirtschaften haben beispiellose Unterstützungsmaßnahmen dazu beigetragen, eine Insolvenzwelle zu verhindern: Die Zahl der Insolvenzen ging 2020 um 11,7 Prozent (Median) zurück.Da die Stützungsmaßnahmen auslaufen und die Unternehmen durch die Energiekosten einem verstärkten Druck ausgesetzt sind, wird die Zahl der Insolvenzen in Zukunft wahrscheinlich zunehmen.

Es ist entscheidend, dass die Regierungen bestandsfähige KMU und notleidende Unternehmer:innen im Rahmen ihrer Konjunkturpakete weiterhin gezielt unterstützen. Der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende humanitäre und wirtschaftliche Krise zeigen, wie wichtig die Unterstützung und der Zugang zu Finanzmitteln für KMU und Unternehmer:innen sind. KMU leisten einen wichtigen Beitrag zum Arbeitsmarkt und können beim ökologischen Wandel und der Sicherung der Energieversorgung eine zentrale Rolle spielen. Sie benötigen aber Zugang zu einem breiteren Spektrum an Finanzinstrumenten, um ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken.

„Unterstützungsmaßnahmen und günstige Kreditvergabebedingungen haben bei vielen KMU zu einem höheren Schuldenstand geführt, der in Zukunft angegangen werden muss“, so OECD-Generalsekretär Mathias Cormann bei der Vorstellung des Berichts. „KMU benötigen insbesondere zu alternativen Finanzierungsinstrumenten einen besseren Zugang, um ihre Abhängigkeit von Fremdkapital zu verringern und in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten flexibler und widerstandsfähiger zu sein.“

KMU sind in den OECD-Volkswirtschaften für den Großteil der Beschäftigung und Produktion verantwortlich. Nur wenn sie sich positiv entwickeln, kann eine kräftige, nachhaltige und widerstandsfähige Erholung gelingen. Im Vergleich zur Situation während der Krise wurde den KMU in den nationalen Konjunkturpaketen zum Wiederaufschwung allerdings relativ wenig Beachtung geschenkt. Aus Analysen der OECD geht hervor, dass sich die KMU-Förderung in Form von Fremdkapital, Finanzhilfen und Zahlungsaufschüben in den Konjunkturpaketen auf 32 Milliarden US-Dollar (oder 4,5 Prozent der Gesamtförderung) belief. Im Vergleich dazu waren es bei vorherigen Maßnahmen, die getroffen wurden, um KMU bei der Bewältigung der unmittelbaren Auswirkungen der Pandemie zu unterstützen, mehr als 3.136 Milliarden US-Dollar (40 Prozent der Gesamtförderung).

29.3.2022 / Quelle: OECD / www.oecd.org