Nachhaltige Investments gewinnen auch für heimische Unternehmen immer mehr an Bedeutung. (Bild: pixabay)

Alles hängt mit allem zusammen – auch vor allem, wenn es um den Klimaschutz bzw. um nachhaltige Strategien zum Wohle unserer Erde geht. Für Industriekonzerne wie auch für Anleger ist es dabei auch kapitalistisch gesehen sehr sinnvoll, ökologieorientiert zu investieren.

Dazu eine fast unglaubliche Zahl: „Die „Global Commission on Adaption schätzt, dass Investitionen von 1,7 Billionen Euro in die klimatische Widerstandsfähigkeit bis 2030 einen Nettogewinn von 6,3 Billionen Eurogenerieren werden“, sagt der ehemalige UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon.

„Drei Revolutionen“ werden gefordert: beim Verständnis, der Planung und der Finanzierung von Klimaanpassung. Bisher seien sinnvolle, wirtschaftlich angepasste Projekte selten, größtenteils sei die Ökonomie ungenügend auf die neuen Rahmenbedingungen vorbereitet. Und das, obwohl die Klimakrise schon längst vor der Haustür angekommen sei: „Waldbrände verwüsten empfindliche Lebensräume, aus den Hähnen in Städten kommt kein Wasser mehr, Dürren vertrocknen das Land, und Überschwemmungen zerstören die Häuser und Lebensgrundlagen der Menschen.“

Eine Bestätigung dafür liefert mit dem heimischen Vermögensverwalter Savity der erste österreichische Robo-Advisor, der mit „Savity Green“ eine nachhaltige Vermögensverwaltung für Privatanleger anbietet, die sich an den strengen Kriterien des Forum Nachhaltige Geldanlagen (kurz: FNG) orientiert. Ein Performance-Vergleich zwischen den Anlageoptionen Savity Green und Savity Classic über die letzten 18 Monate fällt eindeutig zugunsten der nachhaltigen Anlagestrategien aus: Zwischen Dezember 2017 und Juni 2019 erzielten die Savity Green-Strategien je nach Risikokategorie eine Outperformance zwischen 1,21 Prozent und 6,14 Prozent gegenüber den Savity Classic-Strategien. In den zuletzt turbulenten Märkten entwickelte sich Savity Green stabiler als Savity Classic und lieferte damit den Grundstein für eine langfristig positive Performance.

Für Savity-Gründerin und CEO Karin Kisling ist diese Outperformance ein eindeutiges Signal dafür, dass es bei nachhaltigen Investments um mehr als ein Werte-Statement geht: „Wir sehen hier handfeste Performance-Vorteile, denn der Investor erhält mit einem nachhaltigen Wertpapierportfolio einen automatischen Qualitätsfilter. Das ist gerade in nervösen Märkten ein Riesenvorteil.“ So vermeide man systematisch „tickende Zeitbomben“ und steuere die Anlagen an „stranded Assets“ vorbei hin zu zukunftsträchtigen Sektoren mit Wachstumspotential. „Unternehmen mit problematischen Praktiken in der Unternehmensführung sind immer mit Vorsicht zu betrachten – siehe Dieselskandal, Deutsche Bank oder Bayer/Monsanto. Auch sterbende Industrien wie Kohle, an denen deutsche Unternehmen nach wie vor festhalten, haben keine Kursphantasie mehr. Die Folge war, dass der DAX letztes Jahr absolutes Schlusslicht am Aktienmarkt der Industriestaaten war – und das vor dem Hintergrund einer der solidesten Volkswirtschaften des Planeten.“

Wachstumsbranchen wie alternative Energien, Abfallwirtschaft oder Digitalisierung hingegen fuhren zweistellige Erträge ein – wie etwa der Weltmarktführer Vestas aus Dänemark mit einem Plus von 48 Prozent über die letzten zwölf Monate. Auch die Veggie-Alternative Beyond Meat begeisterte nach dem ersten Börsegang“, so Kisling.

ESG-bezogene Themen im Mittelpunkt
Vor diesem Hintergrund ist die UniCredit vor wenigen Tagen mit einem neu formierten Sustainable Finance Advisory Teams an den Start gegangen. Damit hat die Bank Nachhaltigkeitsexpertise mit dem Wissen über Kapitalmarkttransaktionen kombiniert, um den Kundendialog zu ESG-bezogenen Themen (ESG: Environment, Social and Governance) zu vertiefen und den Zugang zum europäischen Markt für grüne Finanzierungen zu erleichtern.

Als Teil von UniCredit Corporate & Investment Banking wird das Sustainable Finance Advisory Team Kunden zum Übergang von traditionellen zu grünen Strategien beraten und bei ESG-Finanzmandaten von Unternehmen, Finanzdienstleistern und SSAs (Sovereigns, Supranationals and Agencies) entlang der gesamten Wertschöpfungskette unterstützen.

Antonio Keglevich, Global Head of Sustainable Finance Advisory: „Der Markt für grüne Anleihen und Kredite ist auf dem besten Weg, einen Rekord für Neuemissionen zu erreichen. Grund dafür ist der positive Druck durch Investoren, die danach verlangen, nachhaltige Finanzierung zu erhöhen und den Klimawandel zu mildern. Wir sind entschlossen, diese neue Gruppe von Kreditnehmern zu unterstützen, und die Einrichtung dieses neuen Teams ist ein konkreter Schritt in diese Richtung.“

Eine halbe Milliarde für nachhaltige Projekte
Anfang Oktober hat die Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB) ihren ersten Sustainability Bond begeben. Die Anleihe hat eine Laufzeit von 7 Jahren, das Volumen beträgt 500 Millionen Euro. Die Emission war deutlich überzeichnet, denn das Orderbuch wurde bei einem Stand von fast 1,7 Milliarden Euro geschlossen. „Schon im Vorfeld der Emission haben uns Gespräche mit potenziellen Investoren ein sehr hohes Interesse an nachhaltigen Anleihen und an unserem Sustainability Bond bestätigt. Vor allem institutionelle Investoren wie Vermögensverwalter mit Fokus auf Socially Responsible Investments, Versicherungen und Banken zeigten sich besonders interessiert. Die sehr starke Überzeichnung hat uns dennoch überrascht und freut uns umso mehr“, so Angelika Sommer-Hemetsberger, im Vorstand der OeKB für Kapitalmarktaktivitäten zuständig.

Nachhaltige Investments gewinnen somit auch für heimische Unternehmen immer mehr an Bedeutung. „Mit dieser Möglichkeit, Finanzierungsmittel aufzunehmen, setzen wir für Exportunternehmen, gemeinsam mit unserem Produkt Exportinvest Green und den Möglichkeiten unserer Tochter, der Oesterreichischen Entwicklungsbank, einen weiteren Schwerpunkt im Bereich Green Finance“, so Helmut Bernkopf, im OeKB-Vorstand für den Export Services-Bereich verantwortlich.

Beim Sustainability Bond handelt es sich um eine Nachhaltigkeitsanleihe, die den Prinzipien des neuen Sustainable Financing Framework der OeKB entspricht. Diese Leitlinien orientieren sich an den Green Bond Principles, den Social Bond Principles und den Sustainability Bond Guidelines des anerkannten internationalen Branchenverbandes ICMA (International Capital Market Association).

Die Netto-Emissionserlöse des Sustainability Bonds werden zu 70 Prozent zur (Re-)Finanzierung von Sozialprojekten und zu 30 Prozent zur (Re-)Finanzierung von Umweltprojekten verwendet. Mit einem Anteil von 38 Prozent sollen die Geldmittel vorrangig in Projekte zur Verbesserung des Gesundheitswesens und der Ausbildungsmöglichkeiten in Entwicklungsländer fließen. Damit können etwa im Bereich der medizinischen Grundversorgung 622 neue Spitalsbetten eingerichtet und 4.984 Spitalsplätze für insgesamt 1,7 Millionen Menschen modernisiert werden. Zusätzlich werden die Ausbildungsmöglichkeiten von mehr als 1.500 Schülern und Studenten verbessert. 30 Prozent der Emissionserlöse kommen im Bereich Erneuerbare Energien zur Errichtung von klimafreundlichen Stromproduktionsanlagen mit einer Kapazität von 161 MW Leistung zum Einsatz. 100 Millionen Euro oder 20 Prozent der Emissionserlöse sind für die KMU-Finanzierung in Österreich zur Verbesserung der Arbeitsplatzsituation vorgesehen. Die restlichen 12 Prozent werden für die Modernisierung der Trinkwasserversorgung und die Erneuerung bzw. den Ausbau von 75 km Wasserleitungen für rund 54.000 Menschen verwendet.

Ein gutes Spiel für die wichtigsten Förderkriterien
Das Sustainability Financing Framework der OeKB in sieben „grünen“ und vier sozialen Kategorien fokussiert auf folgende Themen: Erneuerbare Energien, Energie-Effizienz, Prävention und Vermeidung von Umweltverschmutzung, ökologisch nachhaltiges Ressourcenmanagement, nachhaltige Wasserwirtschaft, sauberer Transport, Anpassungsmaßnahmen infolge des Klimawandels wie beispielsweise Überschwemmungsschutz oder Aufforstungen, Förderung der Schaffung von Arbeitsplätzen, Zugang zu sozialer Grundversorgung wie Gesundheit und Bildung, Basisinfrastruktur in Entwicklungsländern und leistbares Wohnen. Das Sustainability Financing Framework der OeKB wurde extern von Sustainalytics, einem der führenden Environment Social Governance (ESG)- und Corporate Governance-Research-Unternehmen, geprüft und bestätigt.

Quellen:
https://www.wienerborse.at/ueber-uns/nachhaltigkeit-und-soziales/nachhaltiges-investieren
https://www.oikocredit.at/uber-uns/kooperationspartner-in-osterreich/ethische-geldanlage
http://www.gruenesgeld.at/faq.php

31.10.2019, Paul Christian Jezek, paul.jezek@lex-press.at