Die oö. Landesregierung hat kürzlich ihre Strategie „Zukunft Landwirtschaft 2030“ präsentiert. Ob die (guten!) Ideen auch tatsächlich realisiert werden können, bleibt abzuwarten.

Mit rund 30.000 landwirtschaftlichen Betrieben ist Oberösterreich ein pulsierendes Agrarland. Damit dies in Zeiten von Klima- und Strukturwandel, Digitalisierung und Globalisierung auch in Zukunft so bleibt, wurde 2019 ein Nachdenk- und Strategieprozess gestartet, in den eine Vielzahl an Experten und Wissenschaftlern eingebunden waren. Eine Vortragsreihe (sechs Dialogplattformen), Gruppendiskussionen (neun Fokusgruppen) und Workshops (zwei World Cafés) ermöglichten vielseitige und tiefe Einblicke in die Praxis. An den großen Publikumsveranstaltungen zu den einzelnen Branchen der oberösterreichischen Landwirtschaft nahmen rund 1.500 Bauern, Konsumenten sowie Medien- und Branchenvertreter teil. Die zahlreichen konstruktiven und kritischen Diskussionen bildeten eine solide Basis für die Erarbeitung von Leitbildern und dahin führenden Maßnahmen für die Land- & Forstwirtschaft in Oberösterreich. Ein Forscherteam rund um Univ. Prof. Siegfried Pöchtrager, ulia Anna Jungmair und Vera Kasparek-Koschatko von der Universität für Bodenkultur Wien erarbeitete und begleitete den Strategieprozess. Aus ihrer Feder stammt auch das Strategiepapier mit der Zusammenfassung aller gesammelten Erkenntnisse.

Alle am Strategieprozess Beteiligten waren einig: Das gemeinsame Zukunftsbild einer erfolgreichen Landwirtschaft 2030 kann von den Bauern allein nicht erreicht werden. Lebensmittelversorgung, Klima- und Umweltschutz, Landschaftspflege, soziale und kulturelle Aufgaben liegen in der Verantwortung der bäuerlichen Betriebe. Um diese Vielzahl an teils gegensätzlichen Ziele zu schaffen, müssen die Menschen jenseits der Land- und Forstwirtschaft eingebunden werden und Verantwortung übernehmen. Nötig ist das Zusammenwirken der maßgeblichen Partner: Bauern, Medien, Politik und Konsumenten. Nur wenn diese vier gemeinsam an einem Strang ziehen und Mut zur Veränderung beweisen, wird die Zukunft 2030 möglich sein.

Die Ergebnisse der Diskussionsprozesse und Expertengespräche – 250 Seiten Mitschriften, mehr als 50 Stunden Audioaufzeichnung, knapp 200 Zitate – galt es in eine Strategie, einen Fahrplan bis 2030, zu verdichten. Das ausführliche Strategiepapier mit 90 Seiten enthält insbesondere für die vier relevanten Partner eine Vielzahl an notwendigen Maßnahmen und Handlungsempfehlungen, um die definierten Ziele zu erreichen. Die folgende Aufzählung enthält nur Beispiele aus den einzelnen Bereichen:

Landwirtschaft 2030 für die Bauern
• Selbstbewusstsein der Zukunft Landwirtschaft 2030 steht für bäuerliche Unternehmerpersönlichkeiten mit Lebensqualität.
• Jeder innovative Bauer sichert das Image und die Wertschätzung der ganzen Branche.
• „Die Landwirtschaft muss geschlossen auftreten, damit sich die Produzenten nicht gegenseitig ausspielen und am Ende der Handel gewinnt.“
• Betriebliche Wirtschaftlichkeit durch Aufzeichnungen, Zielformulierungen und marktorientierte Produktion im Blick halten.
• Selbstbewusstes Bekenntnis zur eigenen Arbeitsleistung und zu den vielfältigen Angeboten der Land- und Forstwirtschaft zeigen.
• Direkte Kundendialoge als Wettbewerbsvorteil bäuerlicher Familienbetriebe erkennen und Öffentlichkeitsarbeit selbst in die Hand nehmen.
• Fachwissen stärken und Weiterbildungsangebote nutzen.

Landwirtschaft 2030 für die Konsumenten
• Sie sind stolze Partner der Landwirtschaft.
• Sie schätzen den Wert der heimischen Kulturlandschaften sowie die vielfältigen Ökosystemleistungen der Bauern.
• „Jetzt ist DER Zeitpunkt vieles umzusetzen, weil die Konsumenten jetzt sensibilisiert sind. Themen wie der Klimawandel etc. liegen am Präsentierteller.“
•,Die Konsumenten der Vision Zukunft Landwirtschaft 2030 nehmen ihre Verantwortung wahr, indem
… sie sich beim Einkauf bewusst für regionale Lebensmittel entscheiden und ihren Einfluss auf das heimische Sortimentsangebot nutzen.
… sie eine Mehrpreisbereitschaft für heimische Lebensmittel zeigen. Sie sind sich bewusst, dass die heimische Produktionsweise die günstigere ist – Sozial- und Umweltkosten miteingerechnet.
… sie sich über verschiedene Medienkanäle über die aktuellen Themen der Land- und Forstwirtschaft informieren.

Landwirtschaft 2030 für die Politik
• Die Zukunft Landwirtschaft 2030 sichert ihre bäuerlichen Familienbetriebe durch die Beantwortung der Bürokratiefrage.
• Die landwirtschaftliche Ausbildung und Beratung bereiten die Bauern verantwortungsvoll auf die gesellschaftlichen Aufgaben vor.
• „Landwirtschaft im Jahr 2030 soll das tun dürfen, wofür die Landwirtschaft zuständig ist: Die Leute ernähren.“
• Regelmäßige Berichtslegung und Informationsweitergabe über den Arbeitsfortschritt der Agrarpolitik & Interessensvertretung geben.
• Ehrliche Klimadiskussion inkl. CO2 Kennzeichnung aus der Landwirtschaft auf die politische Agenda setzen
• Innovative & zeitgemäße Bildungs- und Beratungsangebote auf die Bedürfnisse der Land- und Forstwirtschaft anpassen

Landwirtschaft 2030 für die Medien
• Triple A – „Agrarische Anliegen Agieren“ ist DAS Informations-Kompetenzzentrum (=Drehscheibe) für Journalisten.
• Die Öffentlichkeitsarbeit ist getragen von gemeinsamen Werten & verantwortungsvollem Handeln.
• „Es braucht mehr als Pressekonferenzen, bei denen Journalisten gefilterte Informationen erhalten.“
• Schulungs- und Informationsangebote für Journalisten zur Stärkung des Branchenverständnisses ausbauen.
• Möglichkeiten zum unabhängigen Informationsaustausch mit Journalisten einrichten.
• Denkweise „Aktion statt Reaktion“ durch ausdrucksstarke Bilder und Botschaften in der Berichterstattung verankern.

Die gesamten Ergebnisse des Strategieprozesses Zukunft Landwirtschaft 2030 finden sich im auch online zugänglichen Strategiepapier:
www.zukunftlandwirtschaft2030.at

21.11.2020 / Autor: Paul Christian Jezek / p.jezek@lex-press.at