Eine Coface-Studie untersucht die wirtschaftliche Situation in der CEE-Region. (Bild: pixabay.com)

Bevor die COVID-19-Pandemie weltweit eine erhebliche wirtschaftliche Verschlechterung verursachte, erlebte die CEE-Region eine durchaus positive wirtschaftliche Entwicklung mit einem Anstieg des Gesamtumsatzes um 5,5 Prozent auf 740 Milliarden Euro. „Rückblickend galt 2019 wirtschaftlich betrachtet als die Ruhe vor dem Sturm“, erläutert Declan Daly, CEO für Zentral- und Osteuropa bei Coface. „Vor der Pandemie erfreuten sich die Unternehmen einer soliden wirtschaftlichen Aktivität.“ Die Ergebnisse der CEE-Top-500-Studie zeigen klar, dass die Mehrheit der Unternehmen der CEE-Region 2019 von dem anhaltend positiven wirtschaftlichen Umfeld profitierte, was insbesondere für kleinere exportorientierte Volkswirtschaften galt.

Die zwölfte CEE-Top-500-Studie gibt einen Ausblick auf die Zukunft und fasst gleichzeitig die Wirtschaftsaktivitäten der CEE-Regionen des vergangenen Jahres zusammen. Gestaffelt nach dem Umsatz beschreibt sie darüber hinaus den Zustand der 500 größten Unternehmen in CEE. Die drei Schlüsselsektoren der vorangegangenen Jahre konnten sich erneut unter die Top-3 reihen: Automobil & Transport an erster Stelle, gefolgt von Öl & Gas und dem nicht-spezialisierten Handel. 373 der gelisteten Unternehmen konnten einen Umsatzanstieg verbuchen. Lediglich 25,4 Prozent verzeichneten eine Stagnation oder einen Rückgang. Der durchschnittliche Umsatz der 500 größten Unternehmen stieg auf 1,48 Milliarden Euro, verglichen mit 1,396 Milliarden im Jahr 2018.

Polen bleibt führender CEE-Staat
„Der Anstieg des Gesamtumsatzes Polens um 6,6 Prozent auf 283,7 Milliarden Euro macht Polen ein weiteres Mal zum unangefochtenen Gewinner, das gilt sowohl für die Anzahl der Unternehmen, als auch den erzielten Umsatz“, sagt Daly. Trotz einem leichten Rückgang von zwölf Unternehmen, die im Vorjahr in der Rangliste der CEE-Top-500 noch vertreten waren (d.h. von 175 auf 163 Unternehmen), bleibt die industrielle Struktur Polens nach wie vor die am stärksten diversifizierte.

Auf Platz zwei rangiert die Tschechische Republik mit insgesamt 78 vertretenen Unternehmen und einem Gesamtumsatz von 115,4 Milliarden Euro – ein leichter Anstieg um 2,3 Prozent verglichen zum Vorjahr.

Ungarn fiel auf den dritten Platz zurück. Dennoch stieg Ungarns Gesamtumsatz mit einem Plus von 6,3 Prozent deutlich stärker als der regionale Durchschnitt.

Pole-Position für Automobil & Transport
Drei Fünftel des in CEE erwirtschafteten Umsatzes entfallen auf die größten Unternehmen aus den drei Schlüsselsektoren Automobil & Transport, Öl & Gas und dem nicht-spezialisierten Handel. Den größten Umsatzanstieg verzeichneten die Textil-, Leder- und Bekleidungsindustrie (+23,2 Prozent), gefolgt vom Baugewerbe (+13,6 Prozent).

Aus den Ergebnissen der CEE-Studie geht hervor, dass „ein positives Wachstum nur in den Sektoren Bau, Elektronik, Information und Telekommunikation, sowie im nicht-spezialisierten Handel erzielt wurde“, präzisiert Daly. „Metalle, Mechanik & Präzision, sowie Holz & Möbel erwirtschafteten im Vergleich zum Vorjahr einen geringeren Umsatz. Auf der anderen Seite waren die Nettogewinne in bis auf vier der 13 Sektoren rückläufig.“

Die drei führenden Unternehmen der aus früheren Rankings bekannten CEE-Top-500 sind die polnische PKN Orlen (1. Platz), die tschechische Skoda Auto (2. Platz) und das multinationale Öl- und Gasunternehmen MOL Hungary (3. Platz).

Weiters gab es Unternehmen, die in der aktuellen Rangliste besonders große Sprünge gemacht haben: Das polnische Unternehmen Totalizator Sportowy (53), das sich mittels einem um 80 Prozent gestiegenen Umsatzes um 114 Plätze verbessern konnte. Strabag Polen (197) erzielte im Vergleich zum Vorjahr 40 Prozent höhere Einnahmen und konnte sich demnach um 86 Plätze vorreihen. Die bulgarische Astra Bioplant Ltd (219), ein Hersteller von Biodieselkraftstoff, konnte aufgrund eines Umsatzanstiegs von 61 Prozent 155 Plätze überspringen. Der slowakische Gastransportbetreiber Eustream (286), mit der größten Verbesserung in der Rangliste, machte einen Sprung um 255 Plätze, da dort die Einnahmen um 76 Prozent stiegen.

Leichter Anstieg im Automobilsektor
Allein aufgrund der Anzahl der Unternehmen ist der Automobil- und Transportsektor erneut der größte (1. Platz). Der Absatz von Neufahrzeugen war zwar schwächer als in den Vorjahren, verzeichnete aber dennoch eine positive Dynamik. Laut Grzegorz Sielewicz, Coface Ökonom für Zentral- und Osteuropa, „führten veränderte Verbraucherpräferenzen, die wirtschaftliche Abschwächung und Verzögerungen bei der Anpassung an die neuen Emissionsnormen mehrerer europäischer Marken dazu, dass der Verkauf neuer Personenkraftwagen in der Europäischen Union im Jahr 2019 mit einem Anstieg von 1,2 Prozent, nur leicht zunahm“.

Den zweiten Platz in der CEE-Top-500-Rangliste mit 89 Unternehmen (17,8 Prozent) belegen Mineralien, Chemikalien, Erdöl, Kunststoffe und Pharmazeutika. Ihr Umsatz blieb auch 2019 der höchste – insgesamt 172,1 Milliarden Euro. Die CEE-Unternehmen des Sektors sind vor allem im Downstream-Segment tätig.

Der nicht-spezialisierte Handel ist in der aktuellen Rangliste mit 73 Unternehmen vertreten (+2), womit dieser Sektor mit einem Umsatz von 113 Milliarden Euro (+9,8 Prozent) an dritter Stelle rangiert. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 6,2, wobei die schwächsten Unternehmen in Lettland, Polen und der Tschechischen Republik angesiedelt sind, während die stärksten in Kroatien und Bulgarien zu finden sind.

5.3.2021 / Autor: Paul Christian Jezek / paul.jezek@lex-press.at