Mehr als jeder zehnte Haushalt in Österreich hat gar kein Auto (11 %), nur jeder 14. hat ein rein elektrisches Fahrzeug (3 %) oder einen Hybrid (4 %), aber jeder zweite Haushalt verfügt über einen PKW mit Benzin- oder Dieselantrieb. (Symbolbild: pixabay.com)

Laut einer Studie der Beratungs- und Prüfungsorganisation EY zum Thema E-Mobilität dominieren Verbrenner nach wie vor den österreichischen Mobilitätsmarkt: Jeder zweite Haushalt hat einen PKW mit Benzin- (52 %) bzw. Dieselantrieb (50 %), manche auch beides. Nur drei Prozent der Haushalte besitzen aktuell ein reines E-Auto, etwa vier Prozent ein Fahrzeug mit Hybridantrieb. Damit haben mehr Österreicher:innen gar kein Auto (11 %) als ein elektrifiziertes Auto (7 %).

„Der Fuhrpark der Österreicher:innen besteht aus Verbrennern“, fasst Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY zusammen. Trotzdem sei das Interesse an Elektroautos ungebrochen hoch. Bei den Neuwagenzulassungen haben E-Autos mittlerweile einen Marktanteil von 15 Prozent im laufenden Jahr.

„Die Mobilitätswende ist zentral, um die Klimaziele zu erreichen“, erklärt Christina Khinast, Leiterin des Energiesektors bei EY Österreich. Das sieht nicht nur die EY-Expertin so, sondern auch die größten Energieversorger Österreichs, die für die Studie befragt wurden. Nach Ansicht der Energiebranche ist die Mobilitätswende nach dem Umstieg auf erneuerbare Energien der wichtigste Hebel zur Erreichung der Klimaneutralität. Das sind die Ergebnisse einer EY-Studie, für die 17 österreichische Energieversorgungsunternehmen und 1.000 Konsument:innen befragt wurden.

Vorarlberg Vorreiter in Sachen Elektromobilität
Die meisten elektrifizierten Autos – also reine Elektroautos und Hybridfahrzeuge zusammen – gibt es aktuell in Vorarlberg. Fast jeder fünfte Haushalt (18 %) hat einen PKW mit elektrifiziertem Antrieb. Obwohl Vorarlberg damit das Bundesland mit dem höchsten Anteil an Elektro- und Hybridfahrzeugen in Privathaushalten ist, hat die Bundeshauptstadt Wien den klimaneutralsten Individualverkehr. Hier liegt zwar der Anteil von reinen Elektroautos bei nur zwei Prozent, bei Hybridfahrzeugen bei nur fünf Prozent – aber in keinem anderen Bundesland haben so viele Personen gar kein Auto. Ein Viertel der Wiener:innen verfügt über keinen PKW. „Der Grund dafür liegt natürlich auf der Hand – in Wien ist der öffentliche Nahverkehr auch wegen der Besiedlungsdichte gut ausgebaut und für eine breite Bevölkerungsgruppe sehr gut zugänglich“, so Khinast.

Nur jeder Dritte kann sich vorstellen, in den nächsten fünf Jahren ein E-Auto zu kaufen
Ein Drittel der Österreicher:innen (32 %) kann sich vorstellen, in den nächsten fünf Jahren ein reines Elektroauto zu kaufen. Dominierend hier wieder die Vorarlberger:innen, wo zwei von fünf Befragten (41 %) die Anschaffung eines E-Autos in Betracht ziehen. Am wenigsten an Elektroautos interessiert sind die Salzburger:innen, hier denkt nur jeder Vierte (27 %) über den Kauf eines Elektroautos nach.

Preiss sieht diesen Ausblick eher kritisch: „Hier muss und wird noch mehr passieren – vor allem vor dem Hintergrund, dass die EU ab 2035 nur noch klimaneutrale Fahrzeuge zulassen will und daher ab diesem Zeitpunkt keine neuen Verbrenner mehr verkauft werden dürfen. Viele Autohersteller haben auch schon angekündigt, ihre Autoproduktion in den nächsten Jahren ganz auf E-Autos zu verlagern – manche sogar schon ab 2025.“

Tendenziell ist das Interesse in jüngeren Zielgruppen höher als in älteren: In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen können sich 42 Prozent vorstellen, in den nächsten fünf Jahren ein Elektroauto zu kaufen, in der Gruppe der 60- bis 65-Jährigen hingegen nur 21 Prozent. „Das unterstreicht einmal mehr, dass der Elektroautomarkt ein Wachstumsmarkt ist“, so Preiss.

Ausbau von Ladeinfrastruktur muss forciert werden
Laut Informationsstand der befragten Österreicher:innen hat aktuell etwas mehr als jeder Dritte (37 %) eine Ladestation für Elektroautos im unmittelbaren Wohnumfeld. Bei etwa einem Zehntel (11 %) ist der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur innerhalb der nächsten fünf Jahre geplant. Bei 30 Prozent ist aktuell keine Lademöglichkeit für E-Autos in Planung, jeder Fünfte (22 %) weiß es nicht.

Am verbreitetsten sind E-Ladestationen im öffentlichen oder privaten Umfeld aktuell in Wien (50 %) und Vorarlberg (46 %). Schlusslichter bilden die Bundesländer Kärnten (25 %), Burgenland (29 %) und Salzburg (30 %). „Eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur ist kritisch für den Erfolg von Elektroautos. Aktuell ist Elektromobilität im Verkehrsbereich eine der besten nachhaltigen Alternativen. Entsprechend wichtig ist es, den Ausbau der Ladeinfrastruktur in allen Regionen Österreichs weiter zu forcieren“, so Preiss.

In Sachen Elektromobilität sehen Energieversorger auch die größten Chancen in der Zusammenarbeit mit anderen Branchen. Speziell die Wohnungswirtschaft ist hier gefragt, die Automobilindustrie ist erst auf Rang sechs. Khinast dazu: „Eine stärkere Verschränkung und die Sondierung von Kooperationsmöglichkeiten ist gerade im Mobilitätsbereich sicher empfehlenswert. Die Energiewirtschaft kann hier eine führende Rolle einnehmen“.

Für diese Studie wurden 17 Energieversorger Österreichs im Sommer 2022 befragt, darunter auch die größten Energieversorgungsunternehmen des Landes. Ergänzt wurde die Studie um eine Umfrage unter 1.000 Konsument:innen, die im August 2022 durchgeführt wurde. 

2.12.2022, Autor:in: Christina Khinast-Sittenthaler und Axel Preiss, EY Österreich, www.ey.com