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5G kann für die Industrie 4.0 weit mehr sein als ein schnelleres 4G – mit extrem niedrigen Antwortzeiten, endloser Vernetzungskapazität und lokalen Frequenzen mit massiver, garantierter Bandbreite. Aber wie?

5G ist weit mehr als ein schnelleres 4G, zumindest in der Theorie: Extrem niedrige Antwortzeiten, die Kapazität zur Vernetzung einer schier endlosen Zahl von Geräten und lokale Frequenzen mit massiver, garantierter Bandbreite spannen einen gigantischen Raum von Möglichkeiten auf. Genau das, was die Industrie 4.0 braucht! Das gilt es jetzt nur noch umzusetzen. Nur noch?

Schnellstart mit eigener Lizenz
Es herrscht eine große kollektive Eile bei 5G. Die versteigerten Frequenzen für öffentliche Netze in Deutschland sind zugeteilt und erste Inseln mit 5G-Versorgung entstehen. Auch Frequenzen zur lokalen Nutzung in sogenannten Campus-Netzen sind reserviert. Sie werden nicht versteigert, sondern interessierten Parteien wie Unternehmen auf Antrag zugeteilt. Bloß steht der Starttermin noch nicht fest; das Finanzministerium möchte das Fünffache der von der Bundesnetzagentur vorgeschlagenen Gebühren – und aus der Industrie kommt heftiger Widerstand gegen diese Pläne.

Diese Unsicherheit ist ärgerlich, denn laut der Studie 5G in Industrial Operations: How Telcos and Industrial Companies Stand to Benefit des Capgemini Research Institute wollen 49 Prozent der deutschen Industrieunternehmen 5G innerhalb der ersten zwei Jahre nach Verfügbarkeit implementieren – 28 Pozent mit eigenen Lizenzen für die industrielle Nutzung.

Herausforderung beim Netzaufbau liegt im Detail
Gerade beim Aufbau der 5G-Campus-Netze gibt es noch viel zu tun. Aus der Entfernung sieht der Aufbau und Betrieb eines solchen Netzes für viele Industriebetriebe beherrschbar aus – schließlich betreiben viele heute ja bereits komplexe WLAN-Netze. Aber Vorsicht: Mit einem zellularen Netz stellen sich ganz neue Herausforderungen wie die Frequenzplanung. Betreiberabsprachen mit Nachbarn werden von der Bundesnetzagentur zwingend vorgeschrieben und es gilt das Prinzip „Use-it-or-lose-it“: Frequenzen, die nach einem Jahr nicht in Betrieb genommen wurden, werden wieder entzogen. Es ist meist ratsam, zunächst mit einer weniger komplexen Infrastruktur zu starten, z. B. nur mit der Indoor-Versorgung. Schon früh in der Roadmap sollte Zeit für Innovation im Bereich der Geschäftsprozesse bleiben, denn dort liegt der wahre Wert von 5G.

Komplexität bei der 5G-Vernetzung erfolgskritisch
Bezüglich der Infrastruktur hilft die Expertise der Telekommunikationsbetreiber ein Stück weiter, denn der Aufbau eines Mobilfunknetzes erfordert sehr viel Know-how und beim Betrieb des Netzes wären deutliche Skalierungseffekte möglich. Bis zum Ziel allerdings braucht es noch einiges mehr: Die 5G-Vernetzung wird für viele Industriebetriebe ein erfolgskritisches Projekt mit vielen Chancen sein – ermöglicht es doch Innovationen in vielen Geschäftsbereichen, durch die sie sich positiv vom Wettbewerb abheben könnten.

Beispielsweise können Produktionsinseln mit 5G wesentlich flexibler konfiguriert und platziert werden, was in Kombination mit dem autonomen Transport von Materialien in der Produktionslogistik entscheidende Vorteile bringt. Hierfür dürfen lokale 5G-Netze in der Industrie nicht auf der alten Stufe einer „general purpose communication infrastructure“ stehen bleiben. Sie müssen dediziert mit industriespezifischen Prozessen angereichert werden.

Know-how für 5G entscheidend
Damit 5G wirklich zum Game Changer werden kann, braucht es also sowohl Telekommunikations- als auch Domänen-Know-how. Zu den Gewinnern werden diejenigen zählen, die beides schnell zusammen bringen, statt weitere Zeit mit langen Lernkurven zu verlieren.

9.11.2019, Autor: Andreas Lampen, Capgemini / www.capgemini.com